Duisburg. . Seit 20 Jahren hat in dem kleinen Saal „Die Säule“ am Dellplatz Kleinkunst seinen Platz. Durch alle Krisen steuerte es Martina Linn-Naumann.
Mit 99 Plätzen, den drei Säulen und der kleinen Bühne mit Sofa verströmt das Kleinkunsttheater an der Goldstraße den Charme eines Wohnzimmers. „Hier geht es unheimlich familiär zu“, sagt Martina Linn-Naumann, die „Die Säule“ seit 20 Jahren leitet. Nachdem die schlimmste Krise des Hauses, das auf der städtischen Sparliste stand, auch mit Hilfe der Duisburger überwunden werden konnte, wird 2015 das 20-Jährige gefeiert.
Die Bühne, die 1995 aus Mitteln der NRW-Städtebauförderung am Dellplatz entstand, steht heute auf dem Tourneeplan namhafter Kabarettisten gleich neben der Münchner Lach- und Schießgesellschaft, dem Kölner „Senftöpfchen“ und dem Düsseldorfer „Kommödchen“. „Das macht mich stolz“, sagt die Säulen-Chefin, die zuvor im Kulturamt gearbeitet hat. Und ohne Scheu die Künstler anspricht, die sie haben möchte. „Ich sage allen: Ich habe ein kleines Theater, aber kein Geld.“ Diese persönliche Ansprache wirkt offenbar, denn ob Dieter Hildebrandt, Gerhard Polt oder Thomas Freytag – die Großen kamen auch gern mehrfach.
Jeden Abend ausverkauft
Der freien Szene gehört ein Viertel der Spielkontingente, drei Viertel des Spielplans gestaltet Martina Linn-Naumann, die „möglichst viele Sparten“ präsentiert. „Wir sind keine Promi-Bühne.“ Dass sie fernsehbekannte Gesichter an die Goldstraße holt, sei ein Weg, Aufmerksamkeit zu erregen. „Von 80 Veranstaltungen pro Jahr werden etwa zehn von echten Promis gestaltet.“ Sie ziehen das Publikum an, das dann auch neugierig auf junge Künstler werde.
Bei der Gage werden keine Unterschiede gemacht. Jeder bekommt 90 Prozent der Abendeinnahmen; bis zum letzten Jahr waren es noch 100 Prozent, aber angesichts der drohenden Streichung mussten mehr Einnahmen her. Dazu leisten auch die Künstler ihren Beitrag; außerdem wurden die Kartenpreise leicht erhöht. Ein weiteres Prinzip, das auch für Christian Quadflieg oder Marianne Sägebrecht galt: „Ich kaufe keine Veranstaltung blind, ich muss alle zuerst auf der Bühne sehen.“ Sie müsse spüren, dass der Funke überspringt, sagt Martina Linn-Naumann. Die Mischung kommt an. „Wir sind jeden Abend ausverkauft.“
Treues Stammpublikum
Sie hat sich ein treues Stammpublikum erarbeitet, zumal für die sonntäglichen Literaturnachmittage, bei denen Ernst Stankowski zu den ersten Gästen gehörte. Mehr aus einem Zufall entstanden ist das Format des allein gespielten Stücks. So gab es den „Don Carlos“ in zwei Stunden mit Wolfgang Hinze in einer Mischung aus Lesung und Schauspiel. Oder die „Schachnovelle“ mit Siemen Rühaak. Wünsche hat Martina Laumann noch viele, einer davon heißt Matthias Brandt.
Auch die Amateurgruppe „Best Ager“ ist ein Garant für Einnahmen, die große Stütze der Förderverein. Aber bei aller Sorge darum, wie der Theaterbetrieb mit 400-Euro-Kräften, Freiwilligen und Ehrenamtlichen weitergehen kann (technisch Begabte dringend gesucht), sagt Martina Linn-Naumann: „Ich habe sensationelles Glück gehabt, das tun zu können, was ich liebe und wohl auch am besten kann.“
Jubiläumsfeier ausverkauft
Am ausverkauften Festabend Samstag, 5. September, um 19 Uhr gratuliert OB Sören Link.
Das Programm unternimmt eine Reise durch die Genres. Gäste sind auch Chansonnette Tina Teubner, die Kabarettisten Frank Golischewski und Wolfgang Trepper sowie die Schauspieler Hans-Peter Korff und Christiane Leuchtmann.