Nach Stationen unter anderem an der Deutschen Oper Berlin, in Basel und Leipzig ist der 1960 in Lüneburg geborene Christoph Meyer seit der Spielzeit 2009/10 Generalintendant der Deutschen Oper am Rhein. In der letzten Folge unserer „Sommergespräche“ fragen wir ihn nicht nur nach den besonderen künstlerischen Herausforderungen, die die Leitung eines Zwei-Städte-Instituts bedeutet.
Herr Meyer, innerhalb von sechs Jahren stand zweimal die Opernehe zwischen Düsseldorf und Duisburg auf der Kippe. Wie hat das Ihre Intendanz belastet?
Christoph Meyer: Man hätte die Energie sicher besser verwenden können, aber wir haben das mit Herz und Seele ausgefochten, das hat uns zusammengeschweißt und gestärkt. Die Opernehe ist der Grundstein für alles, was an den Häusern passiert. Bei einer Trennung wäre vieles nicht mehr möglich gewesen, darunter auch die Kinder- und Jugendopern. Das hätte nicht nur für Duisburg, sondern auch für Düsseldorf fatale Folgen gehabt. Da war es ein unglaublich wichtiges politisches Signal aus Duisburg, dass die Stadt, der es finanziell ja nicht rosig geht, sagt: Wir stehen zur Opernehe und machen das weiter.
Ist die Leitung eines Zwei-Städte-Hauses nicht schwierig?
Sicher, aber es ist auch eine große Herausforderung und bedeutet den Luxus der Vielfalt. So sind neben einem großen Repertoireangebot auch zwei Premieren kurz hintereinander möglich. Und es bietet auch dank dieser Konstellation die Chance, Kinderopern auf der großen Bühne herauszubringen.
Die Kinderopern sind ja ein großer Erfolg Ihrer Intendanz. Haben Sie da auch eine Marktlücke entdeckt?
Ja, denn hier geht es um die Zukunft und daran müssen wir arbeiten. Zusätzlich haben wir jetzt in unserem wirklich hervorragenden Team eine dritte Pädagogin, die durch einen Mäzen finanziert wird. Neu ist unter anderem, dass die Arbeit nicht nur flankierend zu den Stücken geleistet wird, sondern auch eigene Projekte entstehen wie die „Collagen zu Ronja Räubertochter“.
Was sehen Sie außerdem als Erfolge Ihrer sechsjährigen Amtszeit?
Neben vielen einzelnen Arbeiten, ist der Britten-Zyklus mit Regisseur Immo Karaman eine fantastische Reihe geworden. Die Barockopern in Düsseldorf waren ein großer Erfolg, in Zukunft könnte man auch über eine Barockoper mit den Duisburger Philharmonikern, die daran auch sehr interessiert sind, in Duisburg nachdenken. In Duisburg sind neben den Mozart/da Ponte Opern die „Zauberflöte“ und die „Zirkusprinzessin“ sehr gut angekommen, aber auch die „Salome“. Auch Projekte wie „Gegen die Wand“ mit Hip-Hoppern haben großen Anklang vor allem bei jungen Zuschauern gefunden und zunehmend Publikum gewonnen Dass die Firma Haniel ein Open-Air-Konzert ermöglicht, dass alle zwei jahre stattfindet, ist natürlich ein tolles Signal.
Was hätten Sie anders, vielleicht besser gemacht?
Wir müssen weiter arbeiten am Zusammenhalt der Kultur in Duisburg, wir müssen enger mit den städtischen Institutionen kooperieren und damit den Standortfaktor Kultur in Duisburg stärker gemeinsam vertreten und eine höhere Wertigkeit nach Außen vermitteln.
Trifft der Eindruck zu, dass der Spielplan stark auf Koproduktionen baut?
Koproduktionen sind inzwischen international absolut üblich und stehen für Effizienz und Kostenreduzierung, die meisten großen, mittleren und auch kleinen Häuser verfahren so.Sz Im Rahmen der Vereinigung Opera Europe, der rund 150 Opern angeschlossen sind, gibt es in diesem Bereich einen regelmäßigen Austausch. Auch über die europäischen Grenzen hinaus sind Projekte wie unser „Don Giovanni“ aus Tokio oder die neue „Turandot“, die 2017 nach Taiwan geht, beste Beispiele für kostensparende, internationale Synergien.