Duisburg. . Bundeskanzlerin Angela Merkel besucht am Dienstag Duisburg-Marxloh. Wir haben nachgefragt, was die Einwohner der Kanzlerin zu sagen haben.
Bei einem Besuch im Duisburger Problemviertel Marxloh kommt Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) am Dienstag mit mehreren Dutzend Bürgern ins Gespräch. In einer Sache sind sich viele in Marxloh einig: Hier muss sich eine Menge ändern.
Doch unsere Umfrage vor Ort zeigt: Der Großteil glaubt nicht daran, dass der Besuch der Kanzlerin etwas bewegen und echte Einblicke in die Zustände im Problemviertel bieten kann. Viele der befragten Duisburger bemängeln, dass Angela Merkel beim Bürgerdialog nur mit im Vorfeld ausgewählten Vertretern ins Gespräch kommt. Sie wünschen sich, dass die Bundeskanzlerin das „richtige“ Marxloh zu sehen bekommt.
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„Marxloh extra aufzuräumen, das ist nicht Sinn der Sache“, findet Veton Ramadani, der in Marxloh aufgewachsen ist. „Alles wird abgesperrt. Wo sie herum läuft, ist alles sauber und ordentlich,“ sagt auch Franz Leineweber, „Ein schönes Erscheinungsbild, das nichts mit dem Alltag hier zu tun hat.“ Sonst sei es hier dreckig, Wohnungen seien verwahrlost, Müll liege auf den Straßen herum, und an manchen Stellen kämen einem sogar schon Ratten entgegen, heißt es von verschiedenen Seiten.
Bürger haben Angst vor Bandenkriegen
Auch das Aufeinandertreffen verschiedener Bevölkerungsgruppen ist im Duisburger Norden ein Thema. Man ist hier zwar dafür, Flüchtlinge aufzunehmen und hat Verständnis für ihre Beweggründe - doch mittlerweile seien es für die Stadt einfach zu viele. „Das Miteinander funktioniert irgendwie noch nicht so richtig, obwohl es ja auch schon viele Bürgerinitiativen gibt. Ob das vielleicht auch an Sprachbarrieren liegt, kann ich nicht sagen“, sagt Gerda Leichtl, die am Montagnachmittag in Marxloh unterwegs ist.
Ein anderer Duisburger sagt: „Viele Einwanderer aus Rumänien haben keine Krankenversicherung, und ihre Grundbedürfnisse werden nicht gedeckt. Das ist ein Skandal.“
Einige Bürger fürchten sich auch vor Bandenkriegen sowie den Auseinandersetzungen libanesischer Großfamilien und fordern deswegen stärkere Präsenz der Polizei.
Ramazan Aslan, Ladeninhaber am August-Bebel-Platz mitten in Marxloh, hingegen findet: „Was in den Medien über Marxloh verbreitet wird, vermittelt zu Unrecht ein schlechtes Bild. Es ist hier überhaupt nicht so schlimm, wie es dargestellt wird.“ Vor etwa acht Jahren habe es hier noch schlimmer ausgesehen, in der Zwischenzeit sei immerhin etwas Bewegung in den Stadtteil gekommen.
Andere hingegen sehen im Medienrummel um ihren Bezirk anlässlich des Besuchs der Bundeskanzlerin eine Chance. „Temporär kann der Medienrummel vielleicht etwas bewirken“, sagt ein angehender Duisburger Lehrer. Auch Gerda Leichtl hofft: „Wenn es in der Presse steht, wird darüber gesprochen. Vielleicht denken dann mehr Menschen über das Miteinander nach.“
Rundgang durch Marxloh