„Kleine Fürze nach vorne“: Dorothee „Doro“ Tönges (1,59 Meter und einen halben Zentimeter groß) schiebt die Kinder in die erste Reihe auf ihrer Dachterrasse. Sie, ihr Mann Jörg und die Kinder Michel, Till und Anna Lucy wohnen mitten in Ruhrort. Vor elf Jahren entdeckten sie zufällig die freie Wohnung an der Dammstraße – ein Glücksgriff, nicht nur, um das Feuerwerk zu gucken. Und weil an diesem Wochenende niemand in Ruhrort um Remmidemmi herumkommt, laden sie traditionell Freunde und Verwandte zum Hafenfest ein. Serviert werden Pommes, selbstgemachte Currywurst und im Hintergrund dudelt Klaus Lages „Faust auf Faust.“
Wie Urlaub
„Wenn man mal einen Tag frei hat, hier sitzt, auf den Hafen guckt und den Schiffern zusehen kann, wie sie an den Booten arbeiten, dann ist das wie Urlaub“, sagt Jörg Siebert-Tönges. Seine Frau „Doro“ ist ohnehin alte Ruhrorterin. „Wenn die mal kurz zu Edeka geht, ist sie drei Stunden unterwegs.“ Und genau das ist es, was sie so mag, „dass jeder hier jeden kennt.“ Zu alten Freunden aus der Schulzeit hält sie beispielsweise noch Kontakt, aktuell engagiert sie sich im Kreativkreis Ruhrort, und so hocken allerlei Weggefährten traut auf der Terrasse und warten auf das Feuerwerk.
Michel (11) legt zwei Sitzkissen auf den Stuhl, so kann er besser über die Brüstung schauen. Vor ihm zücken die Mädchen ihre Handys. Vater Jörg dreht das Radio lauter, die Livemusik zum Feuerwerk wird übertragen. Am Himmel geht der erste Funkenregen nieder. Die Feuerwerker malen Kreise an den Himmel und Herzen. „Guck mal, die Palme“, sagt einer. Dann wieder steigen Raketen empor und platzen mit einem lauten Knall. „Wir sind nicht mehr weit weg von den Kölner Lichtern. Das ist echt toll“, lobt Jörg Siebert-Tönges und ein bisschen Stolz schwingt in seiner Stimme mit. Unten auf dem Rhein stehen die Schiffe in Reihe, alle hell und bunt beleuchtet. „Unten machen die Menschen jetzt bestimmt alle ,Aah’ und ,Ohh’“, weiß Doro Tönges und animiert die Gäste zum Raunen. Dann kommt der traditionelle Wasserfall und Funken sprühen von der Brücke. Erfahrene Hafenfest-Besucher wissen jetzt, dass alle weiteren Bilder am Himmel nur noch Zugabe sind. Nach einer guten halben Stunde ist der Zauber vorbei.
„Wer will noch im Hübi weiterfeiern?“, fragt Doro Tönges. Doch ihren Mann und die anderen zieht’s nicht mehr in die Kneipe: „Wir haben doch hier oben alles, was man zum Feiern braucht.“