Duisburg. Nach drei Kleingarten-Anlagen müssen im Duisburger Süden 322 private Gärten von Schwermetallen der alten Zinkhütte befreit werden. Das kostet 6,5 Millionen Euro.

Sechseinhalb Millionen Euro: Diese enorme Summe kostet die Sanierung von 322 privaten Hausgärten in Wanheim-Angerhausen und Hüttenheim, auf die jahrzehntelang Blei und Kadmium aus der ehemaligen Zinkhütte MHD niedergegangen sind. Bis 2019 werden die Arbeiten dauern, viele Hausbesitzer werden dann nach der Voll-Sanierung zunächst auf einen Acker blicken.

In den beiden Süd-Vierteln Duisburgs ist die Altlast der Zinkhütte seit langem ein Thema. Abgeschlossen ist bislang weitgehend die Sanierung der drei betroffenen Kleingartenanlagen „Feierabend“, „Ährenfeld“ und „Biegerhof“, in denen kein Gemüse mehr angebaut werden durfte. Böden wurden ausgetauscht, Trennvliese eingelegt und Hochbeete angelegt. Das kostete zusammen rund eine Million Euro.

Umweltamt hat betroffenes Areal in zwölf Sanierungszonen eingeteilt

Bei der Sanierung war klar, dass es Belastungen auch in den privaten Hausgärten gibt. 2014 begannen die Untersuchungen von insgesamt 693 Gärten. 320 davon müssen nun saniert werden. Das Umweltamt hat dazu jetzt einen detaillierten Zeit- und Arbeitsplan erstellt. Klar ist auch die Kostenverteilung: 80 Prozent übernimmt das Land über den „Verband für Flächenrecycling und Altlastensanierung“ (AAV), die übrigen 20 Prozent trägt die Stadt.

Das Umweltamt hat das Areal in zwölf Sanierungszonen eingeteilt, die in den kommenden vier Jahren abgearbeitet werden sollen. Begonnen wird 2016 entlang der Ehinger Straße, wo in der Siedlung St. Suitbertus 39 Gärten besonders hoch belastet sind. Noch in diesem Jahr sollen die Außenflächen des Evangelischen Kindergartens an der Friemersheimer Straße saniert werden.

In 146 Gärten muss der Boden wegen Bleibelastung komplett ausgetauscht werden

In 135 Gärten mit einem Bleigehalt von 400 bis 600 Milligramm/je Kilogramm Boden genügen eine verdichtete Bepflanzung und Abdeckung mit Mulch etc., in 39 Gärten muss es zusätzlich vereinzelten Bodenaushub geben. 146 Gartenbesitzer werden ihren Garten nach der Sanierung nicht wiederkennen: Dort ist bei Bleibelastungen ab 700 bis 950 mg – und deshalb ein kompletter Bodenaustausch notwendig. Das heißt im Klartext: Rodung. Denn auch alte Hecken und Bäume müssen fallen. „Das wird bei mir dann ein Acker. Dabei stehen hier viele wertvolle Gehölze“, meint Rolf Napieralski, der Stadt und Land vorwirft, die giftige Schwermetallbelastung der Zinkhütte über Jahre verharmlost zu haben.

Gartenbesitzer bekommen Geld für Wiederanpflanzung und Herrichtung

Immerhin einer der Zornesgründe ist zumindest abgemildert: Die betroffenen Gartenbesitzer sollen mit Pauschalbeträgen für die notwendigen Wiederanpflanzungen und Herrichtung ihrer grünen Lungen entschädigt werden, bestätigt Thomas Griebe vom Umweltamt. Summen könne er noch nicht nennen. Und die Wert-Bewertungen werden nicht einfach, dazu sollen Gutachten über Hecken, Beete und Baumbestand erstellt werden.

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Mit jedem einzelnen Eigentümer muss ein Vertrag geschlossen werden. „Alte Bäume oder zwei Meter hohe Hecken sind eigentlich nicht zu bezahlen“, weiß auch Griebe. An der Sanierung wird aber kein privater Eigentümer vorbeikommen: „Das ist keine Spaßmaßnahme, sondern bodenschutzrechtlich vorgeschrieben“, stellt Griebe klar.

Der Sanierungsplan im Detail

  • 2016: Gebiet V mit 43 Gärten (davon 39 schwerbelastete) ; Kosten: 1 098 714 Millionen Euro.
  • 2017:Gebiet VII mit 20 Gärten (18 schwerbelastete); Gebiet VI mit 27 Gärten (18)); Kosten: 1 694 236 Euro für insgesamt 47 Gärten.
  • 2018: Gebiet IV mit 14 Gärten (9), Gebiet II mit 18 Gärten (11), Gebiet III mit 17 Gärten (8); Kosten: 1 948 351 Euro für insgesamt 49 Gärten.
  • 2019:Gebiet IX mit 47 Gärten (25) und Gebiet X mit 44 Gärten (10; Kosten 1 038 877 Euro für 91 Gärten.
  • 2017-2019:Gebiet I, 29 Gärten (0), Gebiet VIII, 17 Gärten (4), Gebiet XI mit 10 Gärten (0) und Gebiet XII mit 35 Gärten (4); Gesamtkosten 719.822 Euro für insgesamt 90 Gärten.

Nachuntersuchungen in 13 Kleingärten

Auf Bodenbelastungen, vor allem mit Schwermetallen, sind alle 106 Duisburger Kleingartenanlagen in den vergangenen 25 Jahren untersucht worden. Weil sich aber jüngst Beurteilungsmaßstäbe im Bodenschutzrecht geändert haben, stehen nun Nachuntersuchungen in 13 Anlagen an.

Hochbeete, im Bild Monika te Paß im Kleingarten Biegerhof, ersparen den Bodenaustausch.
Hochbeete, im Bild Monika te Paß im Kleingarten Biegerhof, ersparen den Bodenaustausch. © Fabian Strauch / Funke Foto Services | Unbekannt

Nach einem Abgleich mit den vorliegenden Ergebnissen stellt das Umweltamt fest, dass „in den überwiegenden Fällen nur wenige Parzellen betroffen sind“. Die Verwaltung kündigt einen Förderantrag an – erste Untersuchungen sollen möglichst noch in 2015 beginnen.

Schwerpunkt der Nachuntersuchungen ist der Duisburger Norden. Betroffen sind dort die Kleingartenanlagen Hagenshof, Schürmannshof und Grüne Halde (Meiderich), Emschergrund und Bonnemannshof (Neumühl) sowie Am Wasserturm (Beeckerwerth) und Beeck.

Am Hagenshof, Schürmannshof und der Grünen Halde müssen auf einer Reihe von Parzellen vor allem die Cadmium-Belastungen überprüft werden, weil es von Nutzpflanzen aufgenommen wird und die Grenzwerte für den Verzehr überschritten sein könnten. Auf belasteten Flächen war dort bisher schon die Nutzung festgeschrieben. In Beeck wurde den Gärtnern bereits vor 20 Jahren empfohlen, Hügelbeete anzulegen – nun muss noch die Dokumentation der erfolgten Sanierung nachgeholt werden.

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Im Westen steht eine neuerliche Überprüfung in der KGA Am Römerkastell an, im Ergebnis könnte ein Bodenaustausch auf sieben Parzellen notwendig werden, weil nach neuesten Vorschriften die Grenzwerte für Benzopyrene überschritten werden.

Im Bezirk Mitte stehen die Anlagen Industriegarten (Wanheimerort) mit drei Parzellen (Blei, Benzopyren) und eine Parzelle auf einer einstigen Werkstattfläche an der Blumenstraße (Neudorf) auf der Liste.

Im Süden müssen Am Heidberg (Ungelsheim) die Bleiwerte auf zehn, die Cadmium-Belastung auf 16 Parzellen neu bewertet werden. Einen bislang nicht untersuchten Kleingarten gibt es an der Zimmerstraße (Buchholz.)