Duisburg. Einer der Schauplätze in Helge Schneiders Film “Jazzclub - der frühe Vogel fängt den Wurm“ ist die alte Gaststätte Dorfschenke in Friemersheim

Die Story: Teddy Schu (Helge Schneider) ist Fischverkäufer und Jazzmusiker. Seine Frau Jacqueline (Susanne Bredehöft) findet Musik doof und tyrannisiert Teddy, wie sie nur kann. Weil sie sehr anspruchsvoll ist, arbeitet Teddy zusätzlich noch als Zeitungsausträger und als Mann für gewisse Stunden. Im Jazzclub wird allabendlich Musik gespielt, sehr zum Leid des darüber wohnenden Nachbarn. Gerne schmeißt dieser auch schon mal einen Blumentopf aus dem Fenster, um seiner Wut über den "Krach" Ausdruck zu verleihen.

So sieht die ehemalige Dorfschenke in Duisburg-Friemersheim heute aus.
So sieht die ehemalige Dorfschenke in Duisburg-Friemersheim heute aus. © Stephan Eickershoff/Funke Foto Services

Seine knapp bemessene Freizeit verbringt Teddy am liebsten in diesem kleinen Jazzclub. Hier kann er sich gemeinsam mit Bassist Jimmy und Drummer Pete vom Alltag zurückziehen. Den Besitzer des Jazzclubs und seinen Bruder Theodor plagen indes große Geldsorgen - der Club wird wohl schließen müssen. Als sich das Trio an einem ihrer Stammplätze darüber Gedanken macht, wie es mit ihnen und der Musik weitergehen soll, landet ein UFO vor ihnen. Kurzerhand laden die Außerirdischen die Musiker auf ihren Planeten ein.

Helge Schneider als Regisseur, Schauspieler und Musiker

Der aus Mülheim stammende Helge Schneider ist in "Jazzclub - der frühe Vogel fängt den Wurm" nicht nur vor der Kamera aktiv. Zusammen mit Andrea Schumacher schreibt er das Drehbuch. Er führt Regie und komponiert die Filmmusik.

Filmkritiker sehen zahlreiche autobiografische Bezüge in der Kömödie. So soll die Geschichte um Teddy Schu eine Anspielung auf die Zeit vor Helge Schneiders Durchbruch sein.

Die historische Dorfschenke als Drehort

Der Drehort: Einer der Hauptdrehorte in Helge Schneiders Film ist die ehemalige Dorfschenke in Friemersheim. 1978 hatte Hajo Wiese das historische Gebäude übernommen und zur Kultkneipe gemacht. Sieben Jahre später wurde der 1810 errichtete Bau unter Denkmalschutz gestellt.

Hans-Joachim, genannt Hajo, Wiese war kulturell engagiert. Bevor er die Dorfschenke übernahm, gründete er die Städtischen Sammlungen Rheinhausen, eine Reihe von Kunstausstellungen, bei denen unter anderem Joseph Beuys und Günther Uecker teilnahmen.

In die Dorfschenke lud er ungewöhnliche Gäste, unter anderem das Große Sinfonieorchester des sowjetischen Rundfunks. Bei seinen Jazz-Konzerten traten unter anderem Saxophonist Wilton Gaynair, Trompeter Reiner Winterschladen und auch Helge Schneider auf.

Kleinstes Kino und erstes Internetcafé

Doch Hajo Wiese war nicht nur Musik- und Kunst-Liebhaber sondern auch ein Kino- und Internet-Enthusiast. 1980 eröffnete er mit dem "Cinema Dorfschenke" das seinerzeit kleinste Programmkino Deutschlands. 32 Sitzplätze bot das Kino, gezeigt wurden in dem Gasthaus 35mm Filme.

Mit 32 Sitzplätzen war die Dorfschenke das kleinste Programmkino. Hinten im Bild ist der Betreiber Hajo Wiese.
Mit 32 Sitzplätzen war die Dorfschenke das kleinste Programmkino. Hinten im Bild ist der Betreiber Hajo Wiese. © Volker Herold

Zu einer Zeit als noch nicht jeder Haushalt einen Internetanschluss besaß, eröffnete Wiese 1994 das bundesweit erste Internetcafé in Friemersheim. Paprika, Tomate, Zitrone hießen die drei Terminals, an denen jeder für einen kleinen Obolus im Internet surfen konnte. Am Tresen kauften sich die Gäste Netzzeit und erhielten eine zum Terminal passende Eieruhr.

2004 schloss die Dorfschenke ihre Türen. Wiese konnte die Miete nicht mehr bezahlen. Die Stadt ließ die Kneipe räumen. Danach hat ein Fotostudio das Gebäude bezogen, heute ist es nur noch Wohnhaus.