Duisburg. In Duisburg hat Unitymedia 18 neue Hotspots installiert. Die neuen Zugänge bieten Passanten kostenloses WLAN. Dafür müssen sie sich aber registrieren.

Es gilt als Infrastruktur der Zukunft und findet sich bereits in vielen Großstädten: ein kostenfreies und öffentlich zugängliches WLAN-Netzwerk. Während andernorts Bürger und Besucher längst kostenfrei mit ihren Smartphones und Tablets im Internet surfen, zieht sich in Duisburg die Diskussion wie Kaugummi. Bereits im Februar erteilte die Politik dem Oberbürgermeister den Auftrag zu prüfen, wie in der Innenstadt ein frei verfügbares WLAN-Netzwerk eingerichtet werden kann. Das Konzept sollte an die Erfahrungen anderer Städte angelehnt sein, die mit privaten Betreibern kooperieren, um Kosten und rechtliche Risiken zu minimieren. Betraut ist damit die städtische Wirtschaftsförderung, ein Ergebnis lässt nach einem halben Jahr aber noch auf sich warten.

Weitere Zugangspunkte möglich

Auf der Datenbahnautobahn wird die Stadt jetzt von einem privaten Unternehmen überholt, das seit dieser Woche die ersten freien Zugänge freigeschaltet hat: Kabelnetzbetreiber Unitymedia hat stadtweit 18 sogenannter „Hotspots“ installiert, die Mehrzahl liegt in der Innenstadt. Duisburg ist eine von 100 Städten, in denen der Betreiber dieses Jahr einen öffentlichen Zugang anbieten will und dabei die eigene, vorhandene Infrastruktur nutzt. „Über unser Coax-Glasfasernetz können wir hohe Bandbreiten und Übertragungsgeschwindigkeiten anbieten“, sagt Heribert Clemens von Unitymedia.

Die 18 Standorte seien nach einer Analyse der Fußgängerfrequenz ausgewählt, das Unternehmen prüft, ob sich an weiteren Stellen in Duisburg zusätzliche Zugangspunkte errichten lassen. In Düsseldorf bietet Unitymedia 33 Hotspots an, die Landeshauptstadt bewirbt - anders als Duisburg - das Netz auf ihrer Homepage. „Der Ausbau des Netzes in Duisburg und die positive Resonanz in anderen Städten auf unser Angebot bestärken uns in unseren Plänen“, sagt Clemens.

Allerdings: Das Netz in der Innenstadt ist längst nicht flächendeckend, die Hotspots haben eine Reichweite von 150 Metern (siehe Grafik). Zur Nutzung muss per SMS ein Passwort angefordert werden, pro Hotspot können nur bis zu 500 Nutzer gleichzeitig surfen. Und die Geschwindigkeit der Datenübertragung reduziert sich drastisch, sobald 100 Megabyte verbraucht sind.

Die WLAN-Hotspots in Disburg.
Die WLAN-Hotspots in Disburg. © wnm

Gerade einmal „drei Youtube-Videos“ könne man sich mit diesem “winzigen Volumen“ ansehen; wer den Datenfluss ausreizt, habe nach einer Minute und 23 Sekunden das Limit erreicht, rechnete der Verein „Freifunk Duisburg“ gestern vor. Die nicht-kommerzielle Initiative, deren Ziel eine Kommunikation völlig ohne Einschränkungen ist, hat sich in einer Stellungnahme kritisch zu dem neuen Angebot geäußert. „Es wird recht deutlich, wie der Zugang zum Netz künstlich beschränkt wird, um Nachteile für den Nutzer durchzusetzen. Anders sieht Unitymedia sich offensichtlich nicht dazu in der Lage, sein klassisches Geschäftsmodell zu schützen“, schreibt Klaus Deja auf der Internetseite der Duisburger Freifunker. Wirtschaftliche Interessen würden verhindern, dass es ein „wirklich freies Netz“ in Duisburg gibt.

Auch die Anmeldung sieht der Verein kritisch: „Unitymedia füllt durch den Registrierungszwang die eigene Datenbank mit einer beträchtlichen Anzahl an Handynummern. Wieso Unitymedia diese Daten sammelt, obwohl sie zum Betrieb eines Zugangspunkts nicht zwingend notwendig sind, wirft doch Fragen auf“, schreibt Deja.

„Freifunk“: keine Restriktionen

Knapp 20 Freifunk-Knoten gibt es bisher in der Stadtmitte, die durch Privatpersonen, Vereine oder Geschäfte gestellt werden. Für die Nutzung gibt es keine Restriktionen, sie erfolgt kostenlos und anonym, ohne Registrierung oder Passwort. In Moers funktioniert ein Netzwerk auf diese Weise, das auch das dortige Stadtmarketing unterstützt. In Friemersheim hatten Kaufleute dafür im Mai 40 Router angeschafft.

Auch das Wählerbündnis „Junges Duisburg“, das den politischen Antrag für ein von der Stadt initiiertes WLAN-Netz auf den Weg brachte, bietet seit Mai im Fraktionsbüro am Kuhlenwall einen Freifunk-Knoten an. Begründung: Man will sofort einen Zugang bieten und nicht so lange warten, bis die Stadt zu einer Entscheidung kommt.

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So funktioniert das WLAN-Netz mit den 18 Hotspots 

Die Hotspots (Zugangspunkte) sind für jeden nutzbar, der ein WLAN-fähiges Endgerät wie ein Smartphone, Netbook oder Tablet besitzt. Wer sich im Radius von rund 150 Metern um einen der bisher stadtweit 18 Zugangspunkte befindet, sollte in der WLAN-Anzeige die Kennung „Unitymedia Public WiFiSpot“ finden.

Nach der Auswahl des Netzwerks erscheint im Internet-Browser die Log-in-Seite mit dem Feld „Jetzt registrieren“. Per SMS muss ein Passwort angefordert werden.

Das Passwort und die eigene Mobilfunknummer gelten als Zugangsdaten, die 24 Monate lang gültig bleiben.

Die Übertragungsgeschwindigkeit liegt bei 10 Mbit/s, bis das Tageslimit von 100 Megabyte (MB) verbraucht ist. Danach reduziert sie sich auf 64 Kbit/s. Nach 24 Stunden stehen wieder 100 MB zu 10 Mbit/s zur Verfügung.

Die Zugangspunkte, die der Anbieter nach einer Analyse der Fußgängerfrequenz ausgesucht hat, sind seit dieser Woche freigestaltet. Sie befinden sich an Punkten der vorhandenen Netz-Infrastruktur von Unitymedia: Am Buchenbaum 17 und 45, Universitätsstr. 30, Bismarckstraße 81, Düsseldorfer Straße 504, Augustastraße 41, Schillerstraße 7, Von-der-Mark-Str. 90, Rosenbleek 28, Weidmannstraße 11, Holtener Straße 180, Friedrich-Engels-Straße 7, Drachenstieg/Mülheimer Straße, Wacholderstraße/Kalkweg, Niederstraße 9, Gallenkampstr. 20, Philosophenweg/Holzgracht, Stresemannstr. 16.