Wer eine Runde Achterbahn fahren möchte, braucht nicht etwa warten, bis die Kirmes in die Stadt kommt. Es reicht ein Besuch im Lehrstuhl für Mechanik und Robotik der Uni Duisburg-Essen (UDE). Dort wirbelt ein Simulator die Besucher durch – aus rein wissenschaftlichem Interesse versteht sich. 59 Mädchen und 62 Jungen experimentieren in dieser Woche im Rahmen der „Sommer-Uni“ in den Instituten der Natur- und Ingenieurwissenschaften. Dabei erforschen sie nicht nur die Mechanik einer Achterbahn, sondern auch die Magie des Magnetismus oder entdecken, wie Planeten im Labor entstehen.

Layout für eine Platine erstellen

„Im Achterbahn-Simulator hat es super viel Spaß gemacht“, findet die 19-Jährige Olessa aus Moers. Sie hat gerade ihr Abitur abgeschlossen und möchte sich nun nach möglichen Studienfächern umsehen. Aufregend findet sie es, Naturwissenschaften einmal praktisch zu erfahren: „Ein Professor hat eine Wasserflasche mit Luftdruck an die Decke geschossen — das war beeindruckend.“ Zusammen mit Christiane und Theresa, beide 16, will Olessa nun eine Diode zum Blinken bringen. Dafür erstellen die drei das Layout für eine Platine am PC. „Solche Schaltpläne haben wir schon im Schulunterricht gezeichnet, aber noch nie so detailliert am Computer“, sagen Theresa und Christiane, die sich ebenfalls in den Ferien orientieren möchten. Barbara Brox, Technische Angestellte an der Fakultät für Ingenieurwissenschaft, steht den Mädchen dabei beratend zur Seite. In den 20 Jahren der Sommer-Uni hat Brox bereits einige junge Frauen und Männer als Studenten wieder getroffen, die vorher an den Schnuppertagen teilgenommen hatten. „Den ein oder anderen trifft man durchaus wieder.“

Weiter flitzen die Mädels quer über die Straße zum Institut für Schifftechnik, Meerestechnik und Transportsysteme. Dort erklärt Dr. Udo Lantermann, wie Maschinenbauer arbeiten. Zunächst stellt er den neun Mädchen in einer Präsentation die verschiedenen Schiffstypen vor. Von Ro-Ro-Schiffen über schwimmende Viehtransporter bis hin zu Kabelverlegern. Es geht um Schiffsentwürfe, Offshore-Anlagen oder Biegebewegungen im Seegang.

Dann pendeln die Jugendlichen mit Udo Lantermann wieder auf die andere Straßenseite ins „Sloshing-Labor“. In einem Umlauftank schaukelt ein Schiffsmodell im Wasser. „Damit können wir den Schiffswiderstand ermitteln, um abschätzen zu können, welchen Antrieb wir einbauen müssen“, erklärt Lantermann. Zum Beweis lässt er das Wasser schneller laufen – auf den Skalen der Messgeräte erkennt die Gruppe, wie viel Kraft auf den Rumpf drückt.

Am Ende haben die Mädchen zwar keine technischen Fragen mehr, dafür aber eine zur Frauenquote im Studiengang. „Die Maschinenbauer liegen zwischen 5 bis 10, die Schiffstechniker bei 20 Prozent Frauenanteil.“ Sind technische Berufe doch mehr was für Jungs? „Finden wir nicht“, meinen Lea, Nele, Julia und Victoria, alle 16 Jahre alt und aus Essen. „Technik und Physik sind meine Lieblingsfächer in der Schule“, sagt etwa Julia.

„Boote interessieren mich weniger“

Sie schaut sich die Institute in den Ferien an, um vergleichen zu können. E-Technik oder Maschinenbau könne sie sich vorstellen zu studieren, „aber nicht mit Schwerpunkt Schiffstechnik – Boote interessierten mich weniger“. Auch Victoria würde vielleicht später an der UDE studieren. „Dann aber Biologie.“ Bis dahin freuen sich die Mädchen, Uni-Luft schnuppern zu können. „Das ist aufregend.“ Nach so viel Input geht daher erst einmal in die Mensa.