Duisburg.. Die Geschichte der Hoag-Trasse zwischen Walsum und Oberhausen ist ein Stück Industriehistorie, in der auch die Haniels eine Rolle spielen.

Es spricht nichts dagegen, einfach in die Pedalen zu treten und die Landschaft zu genießen, links und rechts der Hoag-Trasse, die vom Walsumer Südhafen ins zwölf Kilometer lange Oberhausen-Sterkrade führt. Man kann bei dieser Gelegenheit aber auch ganz tief eintauchen in die lange Industriegeschichte des westlichen Ruhrgebiets.

Fangen wir mit dem einfachen Radeln an, am besten an der Ackerstraße in Walsum in der Nähe vom Thyssen-Krupp-Tor 5. Ein paar Gleise liegen dort noch in Straße und Trasse, offenbar bewusst erhalten mit Blick auf die Vorgeschichte des Fuß- und Radweges, der zwischen 2002 und 2007 auf einer früheren Bahntrasse angelegt wurde. Was den Vorteil hat, dass die Strecke über vorhandene Brücken führt und damit störungsfreies Radfahren möglich ist. Sieben Millionen Euro hat die HOAG-Trasse seinerzeit gekostet.

Beste Aussichten unterwegs

Sieht man von den verlassenen und verbarrikadierten früheren Wohnhäusern am Ausgangspunkt des Radweges ab, gibt’s überwiegend beste Aussichten, auf ruhige Wohnviertel in Aldenrade, auf schmucke Neubaugebiete, auf das idyllische Wehofen und schließlich auf sommerliche Felder zwischen Duisburg und Oberhausen, die die industrielle Vergangenheit der Trasse fast vergessen lassen.

Diese Schilder zeigen den Radlern, dass sie auf dem richtigen Weg sind.
Diese Schilder zeigen den Radlern, dass sie auf dem richtigen Weg sind. © Unbekannt | Unbekannt

Doch ohne Schwerindustrie kein Radweg. Also werfen wir den Blick zurück auf die Anfänge des Ruhrgebietes, die ziemlich genau zu datieren sind: 1758 wurde schließlich die Hütte St. Antony gegründet, die Jahrzehnte später in der Gutehoffnungshütte aufging, bei der eine Ruhrorter Familie ein gewichtiges Wörtchen mitzureden hatte. Das Firmenkürzel GHH stand im Volksmund daher auch für „Gehört hauptsächlich Haniel“.

Eigenes Eisenbahnnetz

Das Unternehmen wuchs zum Großkonzern, die Werksanlagen in Oberhausen wurden mit einem eigenen Eisenbahnnetz verbunden und dieses 1905 wiederum mit dem Rheinhafen Walsum. Mit Erzen hin und mit Stahlprodukten zurück, rollten die Züge über Jahrzehnte über die Strecke, die gleichwohl nicht als GHH-Trasse Radlers Herz erfreut.

Also noch einmal ein bisschen Geschichte. Nach dem Zweiten Weltkrieg drangen die Besatzungsmächte auf Entflechtung der großen deutschen Konzerne, und so entstand nach 1945 die Hüttenwerke Oberhausen AG. Mit welchem Kürzel wohl? Richtig: HOAG. Die kam in den 60er Jahren zu Thyssen. 1979 ersetzte ein Elektrostahlwerk den letzten Hochofen, Erztransporte waren Vergangenheit. Keine 20 Jahre später wurde auch das Elektrostahlwerk abgeschaltet. Auf dem Oberhausener HOAG-Gelände entstand in den 90er Jahren das Einkaufszentrum Centro – ein großes Stück Strukturwandel. All das muss man nicht unbedingt wissen, denn auf dem kleineren Stück Strukturwandel, der HOAG-Trasse, kann man auch einfach nur radeln.