Die Familie Böninger gehörte Jahrhunderte lang zur wirtschaftlichen Prominenz der Stadt.Carl Böninger war Geschäftsführer der Handelskammer und engagierte sich für den Bau des Innenhafens

WAZ-SERIE: HISTORISCHE UNTERNEHMER IN DUISBURG Auf dem Alten Friedhof am Sternbuschweg ruht unter stolzen Engeln und steinernen Monumenten die Duisburger Prominenz. Würde man die Bedeutung jener Persönlichkeiten an der Größe und Kunst ihrer Grabstätten messen, so stände die Familie Böninger sicherlich ganz oben. Wer die unterirdische Grabkammer betritt, der findet hier in ewiger Ruhe die steinernen Platten mit den zahlreichen Namen der Gründerväter von Handel und Wirtschaft in Duisburg.

Die WAZ-Duisburg stellt in einer Serie wichtige Unternehmerpersönlichkeiten vor. Vielen sagen einst stolze Namen wie Carstanjen, Curtius oder Theodor Keetmann, der zu den Gründern der Demag gehörte, heute nichts mehr und ihre Spuren sind kaum noch zu finden.

Zum Auftakt unserer historischen Reihe blätterten wir in Wolfgang Burkhards Buch "Niederrheinische Unternehmer" (erschienen im Duisburger Mercator-Verlag), in dem Autorin Marianne Schäfer ein Kapitel dem Tabakindustriellen Carl Böninger und seiner Familie widmete.

Ein im Jahre 2005 von Hans-Gerd von Sluyterman-Böninger eingeweihtes Schild erinnert an der Stresemannstraße in direkter Nachbarschaft des Innenhafens an Carl Böninger (1795-1877) und an ein Gewerbe, mit dem seine Ahnen und Urahnen einst in Duisburg viel Geld verdienten: dem Tabakhandel. Bis 1995 standen hier noch die Gebäude der ehemaligen Tabakfabrik.

Die von Peter Böninger im ersten Drittel des 17. Jahrhunderts gegründete Kolonialwarenverhandlung, so schreibt es Marianne Schäfer, vererbte sich bis in das 20. Jahrhundert ständig vom Vater auf den Sohn und entwickelte sich in dieser Zeit zu einem der bedeutendsten Häuser der Tabakverarbeitung in Westdeutschland.

Mit der Verarbeitung der Rohstoffe, mit dem aus Holland hereinkommenden Tabak, begann bereits Johann Gerhard Böninger (1720-1790). Nach seinem Tod übernahm sein Sohn, der spätere Kommerzienrat Arnold Böninger (1764-1825) die Geschäftsführung des Unternehmens, das immer weiter expandierte und sich trotz schwieriger Kriegsjahre neue Märkte erschloss. Marianne Schäfer weiß, dass in Arnold Böningers stattliches Haus an der Kuhstraße, das 100 Jahre später der Spitzhacke zum Opfer fiel, sogar Napoleon am 2. November 1811 zum Frühstück eingekehrt war.

Sein Sohn Carl Böninger wurde dann 1835 zum Präsidenten der neu gegründeten Duisburger Handelskammer gewählt. Carl Böninger förderte auch politisch und finanziell den Ausbau der städtischen Kanalverbindungen zum Rhein. An den Ufern des neuen Kanals, dem heutigen Innenhafen, siedelten sich alsbald auch neue Industriebetriebe an.

In den Jahren danach dehnten die Böningers den Tabakhandel mit Transportfahrten nach Amerika sogar nach Übersee aus. Später gingen die Fahrten auch nach Java und Australien. Es wurden weitere Schiffe gekauft, die übrigens auch Auswanderer in die neue Welt transportierten. Auch in Amsterdam entstanden Niederlassungen der Firma.

Der Reichtum der Familie Böninger und ihre gesellschaftliche Stellung waren unbestritten. Eine stolze Villa der Böningers stand an der Düsseldorfer Straße und musste Anfang der 60er Jahre dem Bau des Wilhelm-Lehmbruck-Museums weichen. Der Böninger-Park in Hochfeld erinnert ebenfalls an die Duisburger Traditionsfamilie.

Was ebenfalls geblieben ist, dies ist das Geheimnis um den Verbleib von Teilen des Kunstschatzes des Sammlers und Weltreisenden Eduard Böninger (1828-1882), der mit einer Haniel-Tochter verheiratet war.

Vor einigen Jahren konnte das Wilhelm-Lehmbruck-Museum eine Sammlung mit japanischen Tuschearbeiten wieder in seinen Besitz bringen, doch die meisten der unter anderem aus Ägypten stammenden Schätze blieben nach dem Krieg verschollen. Ob sie bei Bombenangriffen verbrannten oder neue Besitzer fanden, dies ist nicht bekannt.