Bereits seit Wochen hat die Duisburger Polizei ihre Präsenz in Marxloh spürbar erhöht: Kräfte der Einsatzhundertschaft verstärken seitdem ihre Kollegen vom Wach- und Wechseldienst. Das bestätigte Polizeisprecher Ramon van der Maat gestern auf WAZ-Anfrage. Zuvor war es in dem Stadtteil mehrmals zu Massenansammlungen bei Routineeinsätzen der Polizei gekommen. In einem Fall hatte ein Beamter sogar seine Dienstwaffe ziehen müssen, um seine zuvor zu Boden gestoßene Kollegin vor einer aggressiven Gruppe zu beschützen (wir berichteten).

An diesem Wochenende war nach einem Bericht im Nachrichtenmagazin „Der Spiegel“ erneut eine Diskussion über „rechtsfreie Räume“ in Duisburg und anderen NRW-Ballungszentren entbrannt. Die Pflicht der Polizei, die öffentliche Ordnung aufrechtzuerhalten, sei in bestimmten Gegenden „langfristig nicht gesichert“ und „akut gefährdet“, zitiert das Magazin aus einem vertraulichen Dokument.

Polizistinnen werden oft beleidigt

Richtig ist, dass es in Marxloh eine besondere Bevölkerungs-Zusammensetzung gibt: Viele der dort seit Jahren lebenden Bewohner sind türkisch-stämmig, hinzu kommen zahlenmäßig große Familien-Clans aus dem Libanon sowie seit einiger Zeit tausende Zuwanderer aus den EU-Staaten Bulgarien und Rumänien. Nicht zu vergessen: die Rocker-Gangs. Verschiedene Gruppierungen hatten versucht, sich in Marxloh zu etablieren. Viele dieser Kreise seien sich untereinander nicht grün, zeigt van der Maat ein Problemfeld auf. „Und vielen dieser Menschen fehlt es an Respekt und Grundakzeptanz gegenüber der Polizei“, so van der Maat. Vor allem Polizistinnen sähen sich Ignoranz, Schmähungen oder Beleidigungen ausgesetzt.

Die Zahl der angezeigten Straftaten ist entgegen des subjektiven Sicherheitsempfindens vieler Marxloher nicht in Rekordhöhen gestiegen. Das zeigt ein Blick in die Kriminalstatistik (siehe Tabelle links). Der Wert für die eingereichten Anzeigen in Marxloh lag in 2014 deutlich unter dem der Jahre 2012 oder 2010. Auch im gesamtstädtischen Blick nimmt Marxloh nicht den Spitzenplatz in der Straftaten-Tabelle ein. Den hat der Bereich Dellviertel (Innenstadt/Altstadt) inne. Hier gab es rund 7000 Anzeigen im Vergleich zu 2826 in Marxloh.

Blickt man auf die Häufigkeitszahl (Straftaten pro Einwohner), belegt Marxloh unter den 46 Stadtteilen „nur“ Platz sechs. Die drei sichersten Stadtteile Duisburgs in dieser Statistik sind Overbruch, Ungelsheim und Bissingheim. Mit Blick auf den künftigen Personalplan der NRW-Polizei soll Duisburg ab Herbst mehr Kräfte erhalten. Das kündigte ein Sprecher von NRW-Innenminister Ralf Jäger an. Genaue Zahlen liegen beim Duisburger Präsidium noch nicht vor. Bereits im Januar 2015 hatte das für die Personalplanung verantwortliche LZPD mit Sitz am Innenhafen dem Duisburger Präsidium mehr Kräfte zugewiesen. „Ob es am Ende aber wirklich ein Plus für uns ist, werden wir erst nach der endgültigen Verteilung am 1. September erfahren“, so Polizeisprecher van der Maat. Man dürfe nicht vergessen, dass viele Kollegen in den nächsten Monaten in Ruhestand gingen. So wäre das neue Kräfte-Plus schnell aufgezehrt.