Duisburg. . Dr. Dr. Benno Schwartz arbeitet auch mit 84 Jahren noch in Vollzeit. Als Neurologe behandelt er Patienten in seiner Privatpraxis im Bethesda-Krankenhaus. Studie mit 1250 Patienten.

Er ist mit seinen 84 Jahren wohl mit großem Abstand der älteste noch praktizierende Arzt in der Stadt. Die Erforschung der Parkinson-Erkrankung treibt Dr. Dr. Benno Schwartz an, in einem Alter einen Vollzeit-Job zu machen, in dem andere schon lange ihren Ruhestand genießen. „Ich mache das nicht des Geldes wegen, aber ich habe kein Hobby“, sagt der Neurologe. Neben seiner Privatpraxis im Bethesda-Krankenhaus ist er auch für das Hospital als Konsiliararzt gefragt. Eine Studie zu Parkinson aus der Behandlung von 1250 Patienten will er zudem bald veröffentlichen.

Großer Erfahrungsschatz

„Der Mann ist ein Phänomen. Wenn er jemanden über den Flur gehen sieht, kann er sagen, ob er erkrankt ist oder nicht“, sagt Helene Schiemann über den Mediziner. Sie engagiert sich als Regionalleiterin der Deutschen Parkinson-Vereinigung, in der Regionalgruppe Moers sind auch die Betroffenen aus Duisburg organisiert.

Es ist wohl der große Erfahrungsschatz, der zu solchem Lob führt. Schwartz, der aus Siebenbürgen (Rumänien) stammt und in den 1970er Jahren nach Deutschland übersiedelte, gehörte zu den Gründungsvätern der Neurologie im Klinikum Duisburg, wo er bis 1983 als Oberarzt tätig war. In seiner Praxis als niedergelassener Neurologe an der Königstraße beschäftigte er sich dann schon vor seinem Umzug ins Bethesda-Krankenhaus 20 Jahre lang mit Parkinson. „Ich habe mich auch aus wissenschaftlichen Gründen niedergelassen“, sagt Benno Schwartz.

Zwei gleichzeitig auftretende Symptome legen Verdacht auf Parkinson nah

Betroffene sind in Moers organisiert

Die Parkinson-Krankheit gilt als zweithäufigste neuro-degenerative Erkrankung nach Alzheimer. Schätzungen über die Zahl der Betroffenen schwanken stark.Vermutlich gibt es eine hohe Dunkelziffer von Patienten, bei denen Parkinson nicht erkannt wird. In Deutschland könnten bis zu 1,5 Mio. Menschen erkrankt sein, sagt Dr. Benno Schwartz.

Betroffene in Duisburg sind organisiert in der Regionalgruppe Moers der Deutschen Parkinson Vereinigung, die von der Duisburgerin Helene Schiemann geleitet wird. Info: amrhein@smart.ms, www.moers-parkinson.de.

Die Krankheit, einst auch bekannt als „Schüttellähmung“, führt zu verlangsamter Beweglichkeit, Muskelversteifung, Zittern und Störungen des Gleichgewichts. „Wenn mindestens zwei dieser Symptome gleichzeitig auftreten, liegt ein Verdacht auf Parkinson vor“, erklärt der Mediziner. Das Zittern allein begründe dieses Verdacht nicht – vielmehr trete es bei rund einem Drittel der Patienten überhaupt nicht auf: „Die haben aber trotzdem Parkinson.“

Bekannt ist der Auslöser dieser neuro-degenerativen Erkrankung: Eine verminderte Produktion von Dopamin im Hirnstamm – der Botenstoff ist wichtig für die Übertragung von Befehlen im Bewegungszentrum des Gehirns. Versuche, die Produktion etwa durch die Übertragung von Stammzellen wieder anzuregen, waren bislang nicht erfolgreich. „Wenn die Hälfte der dopamin-produzierenden Zellen zerstört ist, bricht die Krankheit klinisch aus“, erklärt Dr. Schwartz – die meisten Betroffenen zeigten deshalb in den ersten Jahren keine Veränderungen.

Die Suche nach einer Antwort

Was löst diese Minderproduktion des Botenstoffes Dopamin aus? „Die Suche nach einer Antwort ist der Grund, warum ich mich mit der Krankheit beschäftige“, sagt der Duisburger Neurologe, „und die Frage: Was können wir tun?“ Eine führzeitige Diagnose und die richtige Behandlung seien dabei das A und O, betont Dr. Benno Schwartz: „Es gibt Patienten, die bis zu 30 Jahre mit Parkinson gelebt haben.“ Eine Therapie mit künstlichem Dopamin behebt zwar nicht weiter die sinkende Eigenproduktion, kann aber in vielen Fällen das Fortschreiten der Krankheit über Jahre verzögern.

Krankengymnastik und Logopädie, etwa bei Sprechstörungen, gelten als wichtige Ergänzung der Therapie. Neue operative Eingriffe am Hirn, die Implantation von Elektroden, können bei jüngeren Parkinson-Patienten außerdem die Symptome abschwächen.

Dr. Schwartz hofft auf mehr Weiterbildungen der Mediziner

Der Wunsch des Spezialisten: „Dass mehr Hausärzte Zeit finden, um Weiterbildungen zur Diagnose von Parkinson zu machen.“ Dr. Benno Schwartz wird bis auf Weiteres seine Suche nach der Ursache für die Krankheit fortsetzen. „Ich mache weiter, solang der liebe Gott mich lässt.“

Selbsthilfegruppe lädt zum Aktionstag ein 

Immer neu anfangen“ lautet das Motto des Aktionstages der Selbsthilfe-Gruppe Parkinson Moers, zu dem am Samstag, 5. September, alle Betroffenen, Angehörige, Freunde und Pflegende eingeladen sind. Schauplatz der Veranstaltung ist der Enni-Sportpark, Am Sportzentrum 5, in 47445 Moers von 10 bis 17 Uhr. Die SHG-Vorsitzende Helene Schiemann hat als „Stargast“ Anja Lerch gewinnen können: Die Duisburger Sängerin lädt ab 16 Uhr ein zum gemeinsamen Singen von Hits und Evergreens.

Musikalisch wird das Programm von der Sängerin Amy Elaine um 10.15 Uhr eröffnet nach der Begrüßung durch den Bundestagsabgeordneten Siegmund Ehrmann, Schirmherr der Selbsthilfegruppe.

Anschließend stellen Physio- und Bewegungstherapeuten, Yogalehrer und Logopäden sowie eine Ernährungsberaterin Therapien und Methoden vor, die Betroffenen helfen können, ihre Lebensqualität mit Parkinson zu verbessern. Zum Thema Sicherheit kommt Polizeihauptkommissar a.D. Horst Wolf um 11.45 zu einem Vortrag. Hersteller von Medizinischen Produkten und Hilfsmitteln stellen ihre Hilfen vor und beraten Betroffene.