Duisburg. Am Duisburger Hauptbahnhof sind vier neue Hotels geplant. Und das geplante IntercityHotel darf jetzt endlich gebaut werden. Der Hotel- und Gaststättenverband warnt vor Preisverfall und Verdrängung.

Mit einem Stoßseufzer der Erleichterung dürfte Thomas Knabner, Senior Director der InterCityHotel-Gesellschaft in diesen Tagen den Brief aus der Duisburger Bauverwaltung zur Kenntnis genommen haben, der der Frankfurter Steigenberger Hotel-Gruppe endlich die Baugenehmigung für das seit Jahren geplante IC-Hotel am Hauptbahnhof erteilt.

So lange schon plant ein Mainzer Projektentwickler für die Steigenberger Hotel-Gruppe auf dem 3300 Quadratmeter großen Gelände des ehemaligen Fernbus-Bahnhofes ein Drei-Sterne-Plus-Hotel mit 174 Zimmern, einem Konferenzbereich sowie einem Restaurant. Jetzt endlich kann es also losgehen. Selbst Oberbürgermeister Sören Link und sein Planungsdezernent Carsten Tum geben sich in ihrer Pressemitteilung hörbar erleichtert darüber, dass ihre Verwaltung endlich eine Baugenehmigung produziert hat.

Doch während sich die Verwaltungsspitze der Stadt sehr zufrieden zeigt über den erwarteten neuen „Meilenstein in der Stadtentwicklung “, und zufrieden darüber, dass „mit dem Hotelneubau und der Platzgestaltung die Stadt einen angemessenen Bahnhofsplatz und ein freundliches und urbanes Entree erhält“, gießt Thomas Kolaric, Geschäftsführer des Deutschen Hotel- und Gaststättenverbandes (Nordrhein) Wasser in den Wein.

Bagger rollen schon für 100-Zimmer-Neubau

Im Gespräch mit unserer Redaktion zieht der erfahrene Verbandsfachmann in Zweifel, dass die Stadt tatsächlich neue Hotels braucht. Zwei bis vier, genau gesagt. Denn nicht nur das IC Hotel ist schließlich geplant, bereits jetzt rollen die Bagger für ein neues 100-Zimmer-Bed-und-Breakfast-Hotel neben dem Hauptbahnhof, und am Buchenbaum ist ein 100-Zimmer-Neubau zumindest in der Planung, ebenso wie ein kleines Familienhotel an der Gallenkampstraße. Vier neue Hotels rund um den Bahnhof!

Doch Kolaric warnt: „Die vorhandenen Duisburger Hotels haben eine Jahresauslastung von bescheidenen 40 Prozent - muss man dafür tatsächlich weitere Hotels errichten und einen Preiskampf und einen Verdrängungswettbewerb auslösen?“ Der Verbandsvertreter zeigte sich sehr skeptisch, dass es mit den derzeit 51 vorhandenen Hotels in Duisburg angeblich nicht möglich sein soll, die 40-Prozent-Nachfrage zu bedienen. Kolaric: „Wird mit den neuen Häusern in Duisburg eine Nachfrage bedient, die sonst nicht nach Duisburg gekommen wäre? Wohl kaum. Aber der Markt entscheidet.“ Und da werde es mit neuen Überkapazitäten zwangsläufig zu Verdrängung, Preiskampf und Qualitätsverlusten kommen.

Auslastung kaum niedriger als in Nachbarstädten

Uwe Gerste, Geschäftsführer der Duisburger Marketing-Gesellschaft vermag die Einwände der Dehoga nicht nachvollziehen: „Bei der Auslastung erreicht Duisburg mit 38,9 % Auslastung zwar keinen Spitzenwert. Die Auslastung in NRW (40,4 %), Düsseldorf (42,5 %), Essen (43,0 %) oder Krefeld (34,3 %) ist jedoch nicht entscheidend anders.“ Oft genug habe man in Duisburg Tagungen in der Mercatorhalle allein deswegen nicht bekommen, weil die Stadt nicht über ausreichend große Hotelkapazitäten drum herum verfügte.

Das werde jetzt anders und das sei sehr gut so. Die Stadt verzeichne ohnehin im Geschäftstourismus steigende Zuwächse. Duisburg, so Gerste, habe noch Entwicklungspotenzial für weitere Hotels. Hierfür spreche die „hervorragende Lage und Erreichbarkeit der Stadt, die Nähe zu Messestandorten.“

In der Mitteilung der Stadt zur erteilten Baugenehmigung für das Intercity-Hotel kündigt Baudezernent Carsten Tum auch einen weiteren Neubau auf dem Bahnhofsplatz an: „Hier entsteht der erste Baukörper, der im Nordwesten des Platzes demnächst ein Pendant erhalten wird.“ Damit ist der Neubau gemeint, dem die Platanen weichen mussten. Fragt sich nur: Wann ist demnächst?