Mit Kreide ist ein Viereck auf den Fliesenboden gezeichnet. In der Mitte liegt ein rotes Boot, umgeben von zerknüllten Zeitungsblättern. Es ist still. Ein Gong ertönt. Zehn Kinder, allesamt rot gekleidet und barfuß, kommen aus dem Hintergrund hervor und malen mit ihrem Finger Figuren in die Luft. Immer wieder ertönt der Ton, immer wieder betreten weitere Jugendliche die Mitte des Raums. Bis die klassische Musik, die kaum hörbar im Hintergrund begonnen hat und immer lauter geworden ist, stoppt. Die Darsteller rennen zu den an den Wänden befestigten Wäsche-Leinen, greifen sich ein Handtuch. Dann ertönt ein neues, moderneres Lied. Und der Tanz beginnt.
Am Sonntagabend gab es in der Kulturkirche Liebfrauen eine besondere Aufführung: Das halbjährige Community-Tanz-Projekt „Alltag Alle Mania“ feierte Premiere. 50 Kinder und Jugendliche von 10 bis 14 Jahren hatten im Rahmen des Landesprogramms „Kulturrucksack NRW“ daran teilgenommen. Über 50 Minuten erzählten die jungen Tänzer allein durch Bewegungen die Geschichte einer Flüchtlingsfamilie. Das Besondere: Vier der Kinder leben in einem Asylbewerberheim. Insgesamt gehen die Wurzeln der jungen Protagonisten sogar auf 20 Nationen zurück.
„Der Tanz bricht die Sprachbarriere“, betonen die Initiatoren und Choreographen Mia Sophia und Maximilian Bilitza, die mit den jungen Leuten in der Tanzwerkstatt Ulla Weltike gearbeitet hatten, in der schon viele Community-Tanz-Produktionen hervorgegangen sind. Sie basieren auf der Erkenntnis, dass jeder Mensch tanzen kann.
Die Duisburger Geschwister Mia Sophia und Maximilian Bilitza haben mit ihrem Projekt mehrere Absichten verfolgt: „Wir bringen hier Kinder aus allen Schulformen zusammen. Außerdem wollen wir ihnen kulturelle Güter schon früh nahe bringen – und ihnen die Fähigkeit mitgeben, für etwas eine richtige Leidenschaft zu entwickeln und dafür dann auch hart zu arbeiten.“