Wer vor 15 Jahren damit begonnen hätte, pro „ExtraSchicht“-Nacht jeweils drei Veranstaltungsstätten abzufahren, würde erst in diesem Jahr alle Spielorte des Spektakels gesehen haben. „Aber nur theoretisch, denn wir haben ja immer wieder neue Orte mit hinein genommen“, sagt Arne van den Brink von der Ruhr Tourismus GmbH. Also geht die Reise weiter, obwohl die Veranstalter bei der Premiere im Jahr 2001 nicht damit gerechnet hätten.
Irgendwann, so habe man geglaubt, würde die Industriekultur die Menschen langweilen. „Aber so ist es nicht. Gerade nach der ,Kulturhauptstadt’ hat sich die Industriekultur als Alleinstellungsmerkmal etabliert. Und dazu hat auch die ,ExtraSchicht’ beigetragen“, erzählt van den Brink. Inzwischen rückt die „ExtraSchicht“ aber nicht nur die Industriekultur der Region in den Mittelpunkt, sondern auch Künstler, die die alten Anlagen zum Teil nie in Betrieb gesehen haben. „Wir haben uns auf die Fahne geschrieben, dass wir der jungen Szene eine Bühne geben wollen“, erklärt van den Brink. Mehr als 2000 Künstler sind allein in diesem Jahr Teil der „ExtraSchicht“ und treten an einem der 45 Spielorte auf. Dadurch könnten die alten Industriedenkmäler auf eine neue Weise interpretiert werden.
Im Ruhrorter Binnenschifffahrtsmuseum treffen am 20. Juni Tradition und Moderne in einem doppelten Widerspruch aufeinander. Die ehemalige Herrenschwimmhalle wird durch eine Lichtinstallation von Tim Ehm in Szene gesetzt, Heinz Martin lässt Klänge durch den weiten Raum wehen. Unterbrochen wird diese Szene von den Ruhrorter Hafenkids und einer Tanzgruppe – die mit dem alten Schifferlied „La Paloma“ die Installation aufbrechen wird.
Der zweite Duisburger Spielort der „ExtraSchicht“ ist der Innenhafen. Einen dritten gibt es in diesem Jahr nicht, weil im Landschaftspark zeitgleich das „Traumzeit“-Festival stattfindet. So wird nicht der Himmel über den Hochöfen durch ein Feuerwerk zum Funkeln gebracht, sondern über den Hafenbecken. Um Mitternacht steigen die Raketen vom ewig unfertigen „Eurogate“ auf, nachdem das Publikum mit Wunderkerzen ausgestattet wurde und so ein Teil des Spektakels wird. Neue Bilder und Eindrücke des Innenhafens sollen dadurch entstehen. Beide Duisburger Spielorte werden durch Shuttle-Busse sowie drei Schiffe verbunden.
Vom Ruhrorter Bahnhof (keine 500 Meter vom Museum der Binnenschifffahrt entfernt) aus können die Besucher der „ExtraSchicht“ auf die Schiene umsteigen. Die Regionalbahn in Richtung Oberhausen wird zum „ShantyExpress“, den rockende Seeräuber als Bühne nutzen. Und damit hätte man dann den dritten Spielort abgehakt. Wieder ein Jahr geschafft.