Metalldiebe sind oft dreist: Sie klauen Gullydeckel, Signalkabel oder Grabschmuck.Manchmal sind sie auch lebensmüde, wenn sie ein Stromkabel durchtrennen

Früher musste der Besitzer für die Entsorgung der alten Rostlaube in die Tasche greifen, heute gibt's noch Geld oben drauf. Foto: Chr. Wojtyczka, RuhrkontrastFoto: S.E.
Früher musste der Besitzer für die Entsorgung der alten Rostlaube in die Tasche greifen, heute gibt's noch Geld oben drauf. Foto: Chr. Wojtyczka, RuhrkontrastFoto: S.E. © Christoph Wojtyczka/Ruhrkontrast

STEIGENDE SCHROTTPREISE Die Zustände sind nahezu "paradiebisch": Durch die steigenden Stahlpreise ist nicht nur das Sammeln von Schrott lukrativ geworden, sondern auch der Diebstahl. Nirosta und Kupfer erzielen Höchstpreise von fast 1500 Euro pro Tonne, nachzulesen auf der Internetseite www.schrott.de.

"Es wird geklaut wo man klauen kann", resümiert Polizeisprecher Reinhard Pape. Die Diebe baldowern auf Friedhöfen und Baustellen, auf Lagerflächen und Bahngleisen die Lage aus. Sie sind ebenso dreist wie lebensmüde. So bezahlte Anfang Oktober ein 32-jähriger Mann den Diebstahl von Kupferkabel aus einem Trafo-Häuschen in Schwelgern mit dem Leben. Mehrere Tausend Volt durchfuhren seinen Körper als er versuchte, mit einer Zange ein Kabel zu durchtrennen. Nach Angaben der Polizei war er fast bis zur Unkenntlichkeit verbrannt.

Dass Metalldiebe auch nicht davor zurückschrecken, andere zu gefährden, macht der Diebstahl von acht Gullydeckeln Mitte Juni auf den Straßen Heckershof, Nattenbergshof und Hubertusstraße in Beeck deutlich. Daraufhin informierten die Wirtschaftsbetriebe die Duisburger Schrotthändler über diesen Diebstahl. Der Erlös für die Gullydeckel aus Gusseisen ist allerdings nicht besonders hoch: keine 300 Euro für die Tonne.

Dreist ging ein Mitarbeiter der Wirtschaftsbetriebe vor, der sich während seiner Mittagspause eine besondere Art der Nebenbeschäftigung gesucht hatte: Er fuhr mit einem Wagen der Wirtschaftsbetriebe auf das Gelände des ehemaligen Güterbahnhofs, wohl in der Hoffnung, in seiner Berufskleidung nicht aufzufallen. Doch die Beamten der Bundespolizei machten ihn dennoch ausfindig, denn er hatte mit seiner Bügelsäge Signalleitungen durchtrennt und damit auf den Zugstrecken bis Aachen schon für Chaos gesorgt.

Für Schlagzeilen sorgte der Diebstahl von sechs Köpfen der Bronze-Skulptur der Berliner Brücke (A 59). Der Materialwert: 10 000 Euro, der Schaden am Kunstwerk: 400 000 Euro. Die Skulptur war auf einem Betriebshof der Wirtschaftsbetriebe in Walsum eingelagert worden.

Teuer wird es auch, wenn auf Baustellen das Kabel für einen Kran durchtrennt und gestohlen wird. Reinhard Pape: "Neben den Kosten für die Reparatur und den Ersatz des Kabels liegt die Baustelle möglicherweise zwei Tage still." Wird der Dieb ermittelt, kann die Baufirma ihn regresspflichtig machen. Allerdings dürfte die Forderung bei weitem die finanziellen Möglichkeiten der Kabelklauer übersteigen. So handelte es sich bei dem Toten aus Schwelgern, der Opfer seiner eigenen Tat wurde, um eine wohnungs- wie mittellosen Mann.