Mit der Eröffnung der Mammut-Ausstellung „China 8“ durch Bundeswirtschaftsminister Sigmar Gabriel heute Abend im Museum Küppersmühle wird gleich in neun Museen des Ruhrgebiets das Augenmerk auf zeitgenössische Kunst aus China gelenkt. In Duisburg sind zwei Museen beteiligt: In der Küppersmühle wird Malerei gezeigt, im Lehmbruck-Museum sind es Skulpturen mit dem Untertitel: „Neue Figuration – erzählende Skulptur.“ Für Museumsdirektorin Dr. Söke Dinkla ist das „der interessanteste Teil der Ausstellung“. Umfangreich ist er allemal – vom Eingangsbereich bis in den Kant-Park, von der Nordhalle bis in die Dreiecksräume sind die teils großen, schweren und aufwendigen Arbeiten aufgebaut.

Zwei von 13 Künstlern sind zeitgleich in Duisburg und bei der Biennale in Venedig vertreten. Der international renommierte Xu Bing (Jahrgang 1955) präsentiert eines seiner zentralen Werke: Eine etwa 15 mal 5 Meter große Bodenarbeit aus 600 000 Zigaretten der Marke „1st Class“, die wie ein riesiges Tigerfell zusammen gefügt sind. Zwar ist nicht jede Zigarette einzeln ausgelegt, dennoch hat der Aufbau mit bis zu zwölf Helfern etwa eine Woche gedauert. Bei der Biennale ist Xu Bing mit zwei gigantischen Phoenix-Figuren aus Schrott vertreten, berichtet Söke Dinkla.

Mit Bauschutt arbeitet Shi Jinsong (Jahrgang 1969), der sich mit den permanenten städtebaulichen Veränderungen in China auseinandersetzt. Rigoros wird Altes zerstört, wenn Neues zu entstehen hat. Shi Jinsong baut aus Resten historischer Gebäude die Raum-Installation „Short Tree 2“. Auf Mauerreste setzt er einen trockenen Baum und weckt damit auch Assoziationen an die traditionelle Landschaftsmalerei seines Landes.

Die Zerstörung des Alten thematisiert auch Jian Jie (Jahrgang 1963). In „Pink Utopia“ hat die Künstlerin Hunderte von Dachziegeln traditioneller Häuser in rosa Seidenbeutel gepackt und ausgelegt wie ein Blütenfeld. Ebenfalls kritisch setzt sich Jaffa Lam (Jahrgang 1973) mit ihrer Heimat auseinander: Die in Hongkong lebende Künstlerin setzt der Protestbewegung in der früher zu Großbritannien gehörenden Stadt sozusagen ein Grabmal aus Schirmstoff und Licht.

Die Auseinandersetzung mit dem zeitgenössischen und dem traditionellen China verbinden die Künstler oft auf subtile Weise. Fan Lijun (Jahrgang 1963) etwa baut fragile Skulpturen aus Porzellan: Sie erinnern an Tempel, bestehen aber aus kleinen gestapelten Mao-Bibeln. Und der 1962 geborene Yue Minjun, dessen zwei stählerne Großfiguren den Eingang zum Museum flankieren, zeigen hockende Chinesen, deren Gesichtsausdruck als lachend oder verzweifelt gedeutet werden kann. Und ein wenig an die Drachenfiguren erinnern können, die die bösen Geister abschrecken sollen.