Duisburg hat die meisten Klein-Brauereien im Revier. Und hat mit dem Brauen zum Zusehen auch den Anfang gemacht. Hausbrauereien werden mehr - trotz abnehmendem Bierdurst der Deutschen

Das eigene Bier, wie etwa im Webster, zu zapfen hat für Wirte handfeste wirtschaftliche Vorteile. Und für die Gäste ergibt sich ein höheres Maß an Abwechslung durch die
Das eigene Bier, wie etwa im Webster, zu zapfen hat für Wirte handfeste wirtschaftliche Vorteile. Und für die Gäste ergibt sich ein höheres Maß an Abwechslung durch die "neuen" Hausbrauereien. Foto: Bettina Engel, far © Bettina Engel / far

TREND-GASTRONOMIE Duisburg hat die meisten: Im Ruhrgebiet gibt es keine Stadt, die so viele Hausbrauereien hat wie die Stadt an Rhein und Ruhr. Vier sind's inzwischen - und dann gibt's ja auch noch die weltbekannte König-Brauerei in Beeck.

Ist es die rheinische Unbefangenheit dem Neuen gegenüber, die Abwesenheit westfälischen Beharrungsvermögens (auch Sturheit genannt), die gerade Duisburg zur Bierstadt Nummer 1 gemacht hat - die Forschung hat wohl noch einiges zu klären.

Jedenfalls war es im Jahre 1992, dass mitten in der "Stadt Montan", allem Gerede von Kohle- und Stahlkrise trotzend, ein kleines Brauhaus gegen die Großen der brauenden Branche antrat und am Dellplatz seine Türen und Zapfhähne öffnete: Mit dem Webster am Dellplatz begann eine neue Bier-Zeit, die große Zeit der Kleinen unter den Braustätten. Und das Webster war der Pionier im Revier.

Es folgten Schacht 4/8 (Innenstadt), das Walsumer Brauhaus Urfeld und das Brauhaus Mattlerhof im Revierpark. Die Biere sind mal hell, mal dunkel, gehen stärkemäßig nach der Saison (Märzen, Maibock, Doppelbock zu Weihnachten), werden gebraut auf Gersten- wie auch auf Weizenbasis.

Und das alles erstaunlicherweise in Zeiten zurückgehenden Bierdurstes. Trank der Durchschnittsdeutsche zu Beginn des Jahrtausends noch 122,6 Liter Gerstensaft pro Jahr, so waren es im letzten Jahr nur noch 111,7 Liter. Doch zugleich stieg bundesweit die Zahl der Brauereien an - wenn auch nur leicht. 1302 waren es 2007, 2001 dagegen "nur" 1298.

Seit der Eröffnung der ersten bundesdeutschen Gasthausbrauerei vor knapp 25 Jahren wurden rund 400 dieser Kleinstbrauereien neu eröffnet, fast 100 davon nach der Jahrtausendwende. Hinter der Erfolgsgeschichte steht nicht nur die wachsende Nachfrage nach individueller und Erlebnisgastronomie, der kleine Brauereien mit ihrem Brauen vor den Augen der Gäste entgegenkommen, sondern auch wirtschaftliches Kalkül. Im Internet (www.hausbrauerei.de) finden sich bereits Musterrechnungen, die belegen, dass mit eigenem Bier mehr zu verdienen ist als mit zugekauftem Gerstensaft. Trotz der notwendigen Investition in die Brautechnik, die durchaus im sechsstelligen Euro-Bereich liegen kann.

Dass es sich unterm Strich lohnt oder lohnen muss, zeigt auch ein Blick in die Nachbarschaft. In rheinischen Bierstädten wie Düsseldorf und Köln gibt es Hausbrauereien mit langer Tradition, die schon äußerlich nicht nach knappen Erlösen aussehen. Und im Revier hat sich in den letzten Jahren ein regelrechtes Kleinbrauereien-Milieu entwickelt.

Ausgeprägt genug für einen Kölner Verlag, jetzt einen "Brauhausführer Ruhrgebiet" herauszugeben, der 17 Braustätten und ein Brauereimuseum vorstellt. Und Lust und Laune macht, ausgerechnet im von Großbrauereien geprägten Revier auf Bier-Entdeckungstour zu gehen. Höhepunkt dürfte dabei natürlich Duisburg sein - mit seinem stolzen Quartett von Klein-Brauereien.