Bikini-Mädels erobern NRW-Meisterschaft im Bodybuilding
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Duisburg. Szene der Kraftsportler öffnet sich. Auch Familien kommen zur Bodybuilding-Meisterschaft in Duisburg. Neue Wettkampfklassen locken.
Über Monate haben sie sich vorbereitet, strenge Diät gehalten und ihre Körper entwässert. Davor stand jahrelanges eisenhartes Training. Hinter der Bühne tragen Betreuer Bräunungsspray auf, mit Plastikhandschuhen und kleinen Farbrollen. Die Athleten knabbern ein letztes Mal an der Reiswaffel, zupfen noch einmal am knappen Höschen. Jetzt geht der Scheinwerfer an, der Einmarsch der Kraftpakete beginnt. Muskeln zittern vor Anstrengung, verkniffene Gesichter, dies ist die Bodybuilding-Meisterschaft in Duisburg, es geht um die Besten des Landes.
Der Kraftsport möchte raus aus der Schmuddelecke, nicht mit dem Rotlichtmilieu und Anabolikamonstern soll man ihn verbinden, sondern mit Familienspaß. In Duisburg scheint das vorerst gelungen zu sein. Statt bulliger, tätowierter Motorradrocker in ihren Kutten sitzen nun stolze Mütter und euphorische Freundinnen in der fast ausverkauften Rheinhausen-Halle.
Auch Chiara Stickelbrock (19 Jahre) applaudiert, sie sieht das erste Mal einen Bodybuilding-Wettkampf. „Ich finde es sehr cool und amüsant. Wie oft begegnet man schon muskulösen Menschen?“ Für viele andere Zuschauer ist die NRW-Meisterschaft ebenfalls eine Premiere.
Lächeln und Küsschen werfend
Doch nicht die Muskelkolosse haben dies geschafft, sondern neue, leichte Wettkampfklassen. Vor knapp fünf Jahren begann der Siegeszug der Bikini-Klasse. Auf hohen Absätzen stöckeln junge Frauen auf die Bühne. Winken, zwinkern, lächeln und Küsschen werfend, so heizen sie ihrem Publikum ein. Anfängliche Kritik, dass diese Athletinnen zu kleine Muskeln haben, ist angesichts des Erfolgs lange verstummt. Die Bikini-Mädels sind inzwischen allerorts der Grund für volle Hallen.
NRW-Meisterschaft im Bodybuilding
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Schnell haben sie sogar international die weiblichen Schwergewichte mit massigen Oberarmen, auf denen sich fingerdicke Adern schlängeln, aus den Wettkämpfen verdrängt. „Ich finde das schade“, sagt die Kampfrichterin und Duisburger Schwergewichtsathletin Christine Brings (49), Weltmeisterin von 2002. „Aber die neuen Klassen sind alltagstauglicher und sprechen die breite Masse an.“ Nicht nur, dass jetzt viel mehr Athleten als zuvor an Meisterschaften teilnehmen, auch die Zuschauer sind nicht mehr alle selbst aus der Kraftsportszene.
Das liegt auch am Namen, findet Brings. „Bikini-Athletin klingt ganz anders als Bodybuilderin.“ Und weckt natürlich ganz andere Assoziationen. Außerdem haben alle Kraftsportlerinnen der Bikini-Klasse eins gemeinsam: „So wie sie sich auf der Bühne präsentieren, sind sie alle schön.“ Das haben natürlich auch Sponsoren und Werbefotografen bereits gemerkt. „Doch die Schwergewichte werden auch bei den Frauen wieder zurück auf die Bühne kommen“, sagt Christine Brings voller Überzeugung voraus.
Nicht nur Frauen, auch die Männer gehen nun neue Wege: Sunnyboys mit Fönfrisur, Zahnpastagrinsen und Bermudashorts messen sich neuerdings in der Klasse „Men’s Physique“. Bei ihren weiblichen Fans lösen sie Jubelkreischen aus, auf das sogar manche Boyband neidisch wäre. Hinter den Bauchmuskeln der Strahlemänner steckt allerdings ebenso hartes Training wie bei jedem anderen Bodybuilder auch.
Nicht ohne Superschwergewichte
Chiara Stickelbrocks interessiert sich jedoch mehr für die schweren Jungs, für Bodybuilder, die ihre gestählten Körper in einer Einzelkür präsentieren und beweisen müssen, dass sie sich trotz ihrer wuchtigen Muskeln geschmeidig bewegen können. „Das ist eine unterhaltsame Show.“
Nein, niemand muss auf die wuchtigen Kraftpakete verzichten, deren Unterstützer die Spitznamen Tier oder Mutant als Kompliment meinen. So ist auch in der Rheinhausen-Halle der Jubel groß, als nach über acht Stunden das Superschwergewicht Ahmad Mahmoud aus Oer-Erkenschwick mit über 115 Kilo Kampfgewicht ganz leicht den Gesamtsieg erringt.
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