Duisburg. . Protest vor der Hauptverwaltung wird am Dienstag fortgesetzt. Thyssen-Krupp Steel will nur 100 Auszubildende übernehmen. IG Metall sieht mehr Bedarf.

Fast schon händeringend wirbt die Wirtschaft um Nachwuchs, vor allem auch in den gewerblichen Rufen. Und zeitgleich protestieren Auszubildende bei Thyssen-Krupp Steel, weil sich Deutschlands führender Stahlkonzern offenbar schwer tut, seinem eigenen Nachwuchs eine sichere Zukunft anzubieten.

Nachdem am Montag rund 300 junge Leute zur Hauptverwaltung in Bruckhausen strömten, wo Vorstand und Betriebsrat über die Übernahme der Azubis verhandelten, geht der Protest am Dienstag in die zweite Runde. Dieter Lieske, 1. Bevollmächtigter der Duisburger IG Metall, sagte Radio Duisburg am Dienstagmorgen, dass gegen 13 Uhr die Lehrwerkstatt geräumt werden solle. Danach würden 300 bis 400 Auszubildende wieder vor der Hauptverwaltung demonstrieren, bis IG Metall gegen 14 Uhr eine Erklärung seitens Thyssen-Krupp Steel erwarte.

„100 sollen fest übernommen werden“, erläuterte Dieter Lieske die Konfliktlinie. Die anderen Azubis des Jahrgangs 2011 wolle man seitens des Unternehmens beim Personaldienstleister Peag weiterbeschäftigen. „Wir erwarten vom Thyssen-Krupp-Vorstand, dass der gesamte Jahrgang übernommen wird wie schon 2009 und 2010“, forderte der Gewerkschafter: „Der Bedarf ist da.“ Seit Einführung der 31-Stunden-Woche habe man beim Stahlriesen 60 Prozent mehr Überstunden zu verzeichnen.

1000 Auszubildende lernen bei Thyssen-Krupp Steel

1000 Auszubildende lernen zur Zeit bei Thyssen-Krupp Steel, und am Montag waren die Betriebsratsspitzen aller Stahlstandorte des Konzerns nach Duisburg gekommen. Zuvor war noch in den Duisburger Betrieben eine Unterschriftensammlung gelaufen, und die Säcke mit den 6249 gesammelten Protestkarten hatten die Azubis mit zum Hauptverwaltungshochhaus mitgebracht.

Verbunden mit der Ankündigung, nicht zum letzten Mal auf dem grünen Rasen zu stehen, der schon so oft Ort von Demonstrationen war. „Ich könnte mir vorstellen, dass wir jeden Mittag hier sind. Wir haben eine langen Atem“, kündigte Lieske an, während Stahl-Betriebsratschef Günter Back bei Rückkehr aus den Verhandlungen mit dem Vorstand deutlich machte, dass seine Geduld begrenzt sei: „Wir werden morgen fertig oder es knallt“, kündigte er für die Verhandlungsrunde am Dienstag an.

Hoher Altersdurchschnitt der Belegschaft

„Alle Argumente liegen auf dem Tisch, und wir brauchen die Kollegen dringend“, erläuterte Back weiter. Er habe in den Gesprächen mit dem Vorstand auf den demografischen Wandel hingewiesen und auf den hohen Altersdurchschnitt der Belegschaft. Der Betriebsrat werde schon am Dienstag keine Zustimmung mehr zu Überstunden geben.

Arbeitsdirektor Thomas Schlenz, der selbst über jahrelange Erfahrung aus Betriebsratsarbeit verfügt, würdigte die aus seiner Sicht teilweise durchaus guten Argumente der Arbeitnehmervertreter, sagt aber auch: „Wir liegen noch sehr weit auseinander.“ Druck aus der Essener Konzernzentrale verhindere möglicherweise eine schnelle Lösung, vermutet Wilfried Müller, Vorsitzender der IG Metall-Vertrauensleute bei Thyssen-Krupp. Die Übernahme von 100 Azubis sei gut, genüge aber wegen höheren Bedarfs nicht: „Wir brauchen mehr.“