Kabarettist war im ausverkauften Theater am Marientor zu Gast. Applaus für bissige Kommentare
Spästens seit dieser Woche wissen die Duisburger: Feingeistiges Kabarett und Verbal-Attacken mit der Keule schließen sich nicht aus. Im ausverkauften Theater am Marientor erntete der Düsseldorfer für seine bissigen Kommentare regelmäßig Szenenapplaus. Zwischen seinen Abrechnungen mit allen politischen Lagern geht Volker Pispers vor allem der Frage nach: "Sind wir Deutschen nicht alle ein bisschen schizo?"
Beweise findet er genug: "Die Leute haben Angst vor der Linken, weil sie nicht wollen, dass die Stasi wiederkommt - und telefonieren mit der Telekom." Als von der SPD enttäuschter Linker watscht Pispers die Genossen besonders ab. Schröder: "Ein typischer Roter, billig im Abgang". Müntefering: "Den hätte ich beinahe aus dem Programm herausgenommen. Konnte ja keiner wissen, dass er sein Come-Beck plant." Und schließlich Beck: "Das ist ein personifiziertes Fettnäpfchen-Suchgerät. Und wir habe über Scharping gelacht. . ."
Pispers hat ein Herz für die Sozialschwachen, plädiert engagiert für den Mindestlohn, zeigt Verständnis für die Lokführer und sieht in Deutschland bald amerikanische Jobverhältnis: "Mit zwei Jobs zu je zwei Euro Stundenlohn kommt man doch gut über die Runden. Und ab dem dritten Job kann man sich die Wohnung schenken. Da spart man richtig." Erst, wenn die Deutschen so weit seien, kämen die Großkonzerne wieder zurück.
Nicht nur bei den Gehältern der Manager macht der Kabarettist eine einfache Rechnung auf. Für ihn ist klar: "SPD und CDU in einer Koalition. Minus mal Minus ergibt Plus." Nicht jeder Witz ist freilich zum Lachen. Das unterscheidet Kabarett von Comedy. Nach drei Stunden kann aber keiner behaupten, er habe es nicht besser gewusst. Wer sich dennoch beschwert: Die Deutschen sind offensichtlich ein bisschen "schizo". F.P.