Die Queen Mary II ist in Ruhrort angekommen. Imposant sieht sie aus mit ihren knapp drei Metern Länge. Ja, es sind nur drei, denn das Schmuckstück der neuen Ausstellung im Binnenschifffahrtsmuseum ist eine Fotografie des 345 Meter langen Kreuzfahrtriesen. Doch es ist ein besonderes Bild des Schiffs – und neben ihm hängen knapp 30 andere, auf denen sogar Transportschiffe, Flöße und Gondeln wie Kunstwerke wirken. Dirk Brömmels Bilder zeigen sie aus der Vogelperspektive. Seine Arbeiten sind in der Ausstellung „Kopfüber“ vom 26. April bis zum 25. Oktober in Ruhrort zu sehen.

Gewöhnlich betrachtet man ein Schiff vom Land aus, doch so „verschließt es sich einem“, sagt Brömmel. Die Architektur und das Leben, das sich darauf abspielt, eröffne sich erst mit Blick von oben. Was bei dem Fotografen wie Luftaufnahmen aussieht, sind allerdings keine. „Meine Schiffe werden von Brücken fotografiert.“ Dafür reist Brömmel um die Welt, die Queen Mary II erwischte er zum Beispiel in Norwegen. 380 Einzelbilder nahm er auf, während das Schiff eine Brücke in Bergen unterfuhr. Die setzte er später am Computer zusammen, über einen Zeitraum von einem Jahr arbeitete er immer wieder an dem Projekt. Das Problem dabei: die perspektivischen Veränderungen. Deshalb baut Brömmel die Bilder auch nicht von links nach rechts zusammen, wie man es zum Beispiel aus der Landschaftsfotografie kennt. Er musste sich von oben nach unten an dem knapp 70 Meter hohen Schiff abarbeiten, vom höchsten Punkt des Schornsteins bis zum Boden des Pools im untersten sichtbaren Deck. Aus den 380 Einzelaufnahmen zog er etwa 3000 solcher Ebenen, um eine möglichst große Detailschärfe zu bewahren.

Die Queen Mary II ist ein Extrembeispiel für Brömmels Arbeit. Doch selbst für das Abbild eines schlichten thailändischen Holzboots, das er aus zwei Metern Höhe fotografierte, setzte er 20 bis 30 Bilder zusammen. Weniger faszinierend sind die kleineren Arbeiten in der Ausstellung aber nicht. Denn Brömmel dokumentiert die Schiffe nicht mit seinen Fotos, er macht daraus Kunstwerke. Unterstrichen wird das durch die Freistellung: Das umgebende Wasser wird durch Farbflächen ersetzt. Ob die Betrachter in den Arbeiten nun ein Schiff, ein Raumschiff oder eine Steele sehen, sei ihm gleich. Tatsächlich lockt der Detailreichtum vor allem bei Schiffen in der Dimension einer Queen Mary den Betrachter zunächst nah an das Bild heran, doch erst mit Abstand erschließt sich das Kunstwerk.