Hochfeld. .

Das Hotel Grunewald hat schon einmal bessere Zeiten gesehen. Der Charme ist morbide, das Haus kaum noch eines Sterns würdig. Seit vor einem Jahr die Besitzerin starb, staubt in den Zimmern alles vor sich hin. Wer durch eines der Fenster lugt, sieht noch die Creme-Tiegel und das Bett der alten Dame neben der Bar, ein alter Wecker tickt auf einer Konsole. Doch jetzt soll das Gebäude auf Vordermann gebracht werden, die ersten Müllcontainer wurden schon gefüllt. „Immobilien Quester“ ist vom Nachlass-Verwalter damit beauftragt, das Haus zu vermarkten.

Gebaut wurde die Villa 1901. Die Jahreszahl ziert den Fassadengiebel. 1908 befand sich hier rund um das Hotel das Zentrum der „1. Duisburger Gartenbauausstellung“. Zunächst lebte ein Direktor der Philharmoniker in dem Prachtbau. Später, in den 1920er Jahren, wurde das Haus dann in ein Hotel umfunktioniert. Heinz Rühmann heißt es, zählte dereinst zu den Gästen.

„Es gab insgesamt drei Restaurants am Grunewald. Bis in die 1950er, 1960er Jahre war der Grunewald ein beliebtes Ausflugsziel für die gesamte Stadt“, erinnert Harald Molder von der Zeitzeugenbörse. Auch ein Kino gab es auf der anderen Straßenseite, lange bevor die Hochbrücke gebaut wurde. „Die Dame hat das Hotel mit ihrem Mann bis in die 1970er Jahre betrieben. Danach ist es ruhig geworden“, erzählt Molder. Ihn interessiert das sagenumwobene Gebäude, hinter dessen Türen er gerne mal gucken würde.

Das wuchtige Haus hat sich in den vergangenen 40 Jahren kaum verändert. Völlig zurückgezogen lebte die Besitzerin alleine in dem großen Gebäude, das an der Grunewald-Kreuzung sofort ins Auge fällt und seit vielen Jahren die Fantasie anregt, ein wenig an Hitchcocks „Psycho“ erinnert. Nicht einmal die Außenbeleuchtung war in den letzten Jahren in Betrieb. Und doch gab viele Interessenten, die das Hotel wieder in Betrieb nehmen wollten, doch die Besitzerin lehnte jedes Angebot ab.

Insgesamt misst das Grundstück 1000 qm. Der Garten um das Hotel ist verwildert, ein Baum halb abgebrochen. Im Erdgeschoss befinden sich der Empfang, der Speisesaal und die Lounge nebst Bar. An der Theke ist von den Gästen so mancher Drink genommen worden – ein Sektkübel steht noch neben einem Kerzen-Leuchter auf einem Tisch, der zum 50er Jahre Mobiliar passt. Die erste Etage hat vier Räume, das Dachgeschoss zählt fünf Zimmer. Irmela Quester schwebt vor, dass das Haus künftig als Firmensitz oder Bürogemeinschaft genutzt werden könnte. „Als Hotel ist es eher ungeeignet“, glaubt sie. Gerüchten in der Nachbarschaft, dass aus der Villa ein Bordell werden könnte, widerspricht sie. „Wir wollen versuchen, das Gebäude an eine Kanzlei oder eine Bürogemeinschaft zu vermarkten.“ Aus einem der Zimmer im Obergeschoss könnte ein Chefbüro samt Terrasse werden. Die Maklerin findet das alte Gebäude ebenfalls faszinierend, sie stellt aber auch klar: „Das ist nichts für Leute, die ein Haus für kleines Geld suchen. Da muss ordentlich investiert werden.“