Das alte Wort „Phronesis“ steht im Sinne des Philosophen Aristoteles eigentlich für die „Weisheit“, wird aber auch als Name von einer noch jungen Jazz-Band geschätzt. Das britisch-skandinavische Trio Phronesis, dessen Musiker sich an der Royal Academy of Music in London kennen lernten und daraufhin vor zehn Jahren eine der herausragenden Ensembles der jungen Jazz-Szene gründeten, war jetzt bereits zum zweiten Mal im Intermezzo-Konzert in der Lutherkirche zu Gast.

Pianist Ivo Neame, Bassist Jasper Hoiby und Schlagzeuger Anton Eger bewiesen mit einem grandiosen Auftritt, dass sie sich mit ihrem neuen Album „Life to Everything“ musikalisch sogar noch weiter entwickelt haben. Das Trio mit überragender Spielkultur gehört in der europäischen Festivallandschaft, aber auch an der amerikanischen Westküste zu den gefragtesten Bands, die beweisen, dass die Jazzmusik noch immer lebendig und innovativ sein kann.

Die glänzend aufgelegte Formation, die den Intermezzo-Veranstaltern mal wieder ein volles Haus bescherte, eröffnete den vielversprechenden Abend mit einem zunächst dominanten Tastenzauberer Ivo Neame, der von dem subtil groovenden Rhythmus-Duo jederzeit interaktiv unterstützt wurde. So glaubte man am Piano bei geschlossenen Augen etwa Tord Gustavsen oder Marcin Wassilewski zu hören, doch es war der außergewöhnliche Musiker Ivo Neame, der in den folgenden Stücken dann das Tempo anzog.

Der großartige Kontrabassist Jasper Hoiby und der mit unbändiger Energie trommelnde Anton Eger sind mit ihrem ideenreichen und explosiven Spiel für Neame intelligente und gleichberechtigte Partner, die mit ihren ekstatischen Rhythmuswechseln beim Publikum für permanente Hochspannung sorgten.

Zwischen komplizierten und verschachtelten kompositorischen Mustern, die aber dennoch für die Hörer stets nachvollziehbar bleiben, zelebrierte Jasper Hoiby mit wunderbarem Ton gewaltige, aber auch melodische Bass-Gewitter. Mehrfach erhielt auch Drummer Anton Eger Extra-Applaus für seine spektakulären Soli, die dieser unter Strom stehende Hexenmeister der Schlagwerker-Kunst hier ablieferte.

Das selbstbewusste Trio geizte dann trotz eines dichten Tournee-Fahrplanes nicht mit Zugaben. Stehende Ovationen für Phronesis.