Duisburg.. A1, A40: Weil die Brücken bei Leverkusen und Duisburg wegen Baufälligkeit für Lkw gesperrt sind, müssen Speditionen Umwege und Mehrausgaben hinnehmen.
Sie haben es geahnt, dass die Rheinbrücke in Duisburg länger für Lkw gesperrt sein würde als geplant. In der Speditionsbranche brodelt es. Denn das Nadelöhr auf der A 40 ist längst nicht die einzige Autobahn-Schwachstelle in NRW. Die marode Infrastruktur wird zu einem großen wirtschaftlichen Risiko für viele Betriebe.
Udo Stern platzt der Kragen. „Über 11.000 Kilometer geht der Transport von China nach Duisburg im Trans-Eurasia-Express problemlos. In NRW aber eiern wir einen halben Tag herum, um zum Kunden zu kommen“, schimpft der Spediteur. Mit seinen sieben Lkw hat er sich auf die „letzten 150 Kilometer der Globalisierung“ spezialisiert. Er transportiert Produkte, die aus Asien in den Rhein-Häfen ankommen, zu Kunden in ganz NRW.
Eine Fahrt mit der Fähre
Die gesperrten Rheinbrücken in Leverkusen und Duisburg machen seine Arbeit derzeit nicht nur zur Geduldsprobe, sie kosten Stern auch bares Geld. 30 Kilometer Umweg in Leverkusen, hat er ausgerechnet, machen 30 Euro mehr. „Das sind Kosten, die uns die Industrie nicht zahlt“, klagt der Unternehmer. Und er unkt bereits, dass es der Duisburger Rheinbrücke so ergehen werde wie der Leverkusener: Dauersperrung für Lkw bis zum Neubau. Um die Ausweglosigkeit seiner Branche zu dokumentieren, ließ Stern kürzlich einen Laster per Fähre von Kaiserswerth nach Meerbusch übersetzen.
Eine logistische wie finanzielle Herausforderung sind die Umleitungen auch für die Duisburger Havi Logistics. Mit 35 Lkw beliefern 80 Fahrer von Rheinhausen aus Gastronomieketten wie McDonald’s, Nordsee, Vapiano und ab Sommer auch Kentucky Fried Chicken. Da das Distributionszentrum in unmittelbarer Nähe zur teilgesperrten Rheinbrücke liegt, gehen laut Havi-Logistics-Geschäftsführer Torsten Oldhues täglich 40 bis 80 Touren über die Rheinbrücke in Duisburg, die derzeit für Lkw in Richtung Essen gesperrt ist. „Durch die Umleitung brauchen wir pro Tour 20 Minuten länger. Das kostet uns 30 bis 50.000 Euro monatlich“, sagt Oldhues.
Die angespannte Verkehrssituation in NRW ist nicht nur eine Belastung für die Fahrer. Sie stellt auch die Planer der Touren vor Herausforderungen. „Eine dreißigminütige Abweichung vom Liefertermin gilt als Unpünktlichkeit“, sagt Oldhues mit Blick auf seine Kunden. „Da können wir uns nicht mit der Brücke herausreden.“
Viele Staus und schlechte Anbindungen
Der Havi-Geschäftsführer hadert ohnehin mit der Verkehrsführung in Duisburg – insbesondere im stark belasteten Westen, wo auch das riesige Logistik-Zentrum Logport angesiedelt ist. Viele Staus und die aus Firmensicht schlechten Anbindungen veranlassten Havi Logistics, nicht in Duisburg, sondern im benachbarten Rheinberg zu expandieren.
A40-Rheinbrücke ist nun für Lkw gesperrt
Zwei Beispiele, die nach Einschätzung des Duisburger IHK-Logistikexperten Ocke Hamann keine Einzelfälle sind. „Die Unsicherheit in den Unternehmen steigt. 15 Kilometer Umwege über die A 42 kosten Zeit und Geld. Die Wirkung verstärkt sich noch, weil Staus nicht planbar sind“, sagt er. Die Unternehmen seien gezwungen, immer größere Puffer einzuplanen.
Eine Frage des Risikomanagements
Hamann ist davon überzeugt, dass die teilgesperrte Rheinbrücke dem Wirtschaftsstandort Ruhrgebiet schade: „Unternehmen gehen nur dahin, wo sie gut angebunden sind. Durch die Bilder von der A 40 geht ein Stück Vertrauen verloren.“
Wer sich in der Region ansiedeln will, frage inzwischen stets nach dem Standard der Infrastruktur. Aus seiner täglichen Arbeit weiß der IHK-Experte, dass Daten über Staus, Umleitungen und Gewichtsbeschränkungen auf Brücken längst in die Risikomanagementsysteme der bereits ansässigen Betriebe eingespeist werden. Hamann: „Für große Unternehmen ist Infrastruktur relevant für Investitionen. Die indirekten Wirkungen der Verkehrssituation machen uns deshalb große Sorgen.“