Es ähnelt einem Katz-und-Maus-Spiel, das sich den ganzen Tag an der Mercatorstraße abspielt, nachdem am frühen Morgen die Stadt die Fäll-Kolonnen zu den Platanen geschickt hatte. Es scheint, als machten sich die Arbeiter sogar einen Spaß daraus, die Aktivisten von links nach rechts zu scheuchen. „Schauen wir mal, wie schnell die rennen können“, ruft ein Mann mit Kettensäge aus dem Hubsteiger.

Schnell rennen, das können Sie, die Baumschützer. Kaum bewegt sich der Hubsteiger nach oben, versammeln sich einige von ihnen unter dem Baum. Jede Richtungsänderung des Hubsteigers verursacht auch auf dem Boden hektische Bewegungen. Ihren eigentlichen Auftrag, auch die größeren Bäume zu entasten, können die Trupps der Wirtschaftsbetriebe so nicht nachgehen. Allein die Auflagen der Bezirksregierung, die Brut -und Lebensräume in den Bäumen vor der großen Fällaktion zu begutachten, lässt sich erfüllen.

Derweil schaut Kerstin Ciesla vom Duisburger BUND immer wieder auf ihr Telefon. Sie erwartet eine Nachricht der Bezirksregierung. Die hatte Ciesla am Montagmorgen noch alarmiert, um mit einer eiligen Anzeige den drohenden Kahlschlag an der Mercator-straße zu stoppen. Der BUND sieht den „Verdacht der Verletzung eines Fördermittelbescheids“. In Düsseldorf bestätigte man den Eingang dieser Anzeige, mit einer Antwort darauf sei aber erst am Dienstag zu rechnen.

Kurz vor 16 Uhr packen die Fälltrupps der Wirtschaftsbetriebe ihre Arbeitsgeräte ein. Kurz zuvor hatte die Polizei noch mit einer Kette versucht, die Protestler davon abzuhalten, die Arbeiten zu stören. Vergebens. Denn die Baumschützer schlüpfen durch die Absperrungen, klettern auf eine der Platanen oder klauen kurzerhand sogar eine Kettensäge, um die Arbeiten zu verhindern. Die gut 20 Protestler müssen allerdings jetzt mit einer Anzeige wegen Nötigung rechnen.

Unter den Baumschützern ist auch Ingrid Menke. Sie hat vor der Fällaktion noch ein neues Banner an den Platanen angebracht, mit dem sie ihren Protest zeigen will.“ Mittlerweile ärgert sich die Duisburgerin darüber, dass sie damals bei der Oberbürgermeister-Wahl Sören Link ihre Stimme gegeben hat: „Ich habe ihn mit Überzeugung gewählt, aber für mich ist er jetzt unten durch.“ Dass sie nicht allein für den Erhalt kämpft, davon zeugen unterdessen die mehr als 3500 Unterschriften, die die Baumschützer für ihr Bürgerbegehren gesammelt haben. „Der OB verscherzt es sich hier nicht nur mit ein paar Baumschützern, sondern mit der ganzen bürgerlichen Gesellschaft“, glaubt Grünen-Politiker Matthias Schneider.