Nach dem Krieg wurden alle Eisen produzierenden und verarbeitenden Werke beschlagnahmt und kamen unter die alliierte Aufsicht der „North German Iron und Steel Control“. Die Duisburger Konzerne sollten zerschlagen werden.
Wirtschaftsführer wie dem politisch unbelasteten früheren Thyssen-Hüttendirektor Dr. Eduard Herzog gelang es in unzähligen Verhandlungen, nicht nur die Demontage der August-Thyssen-Hütte (ATH) abzuwenden, sondern er schaffte es auch mit seinem taktischen Geschick, den Wiederaufbau des Werks auf den Weg zu bringen. Er wurde dabei von einer breiten Allianz aus Wirtschaft, Politik, Gewerkschaften und der Belegschaft unterstützt.
Die immer häufiger in britischen Tageszeitungen erscheinenden Reportagen und Kommentare über das Elend in Deutschland führten dazu, dass sich auch bei den Politikern in den USA und England die Erkenntnis allmählich durchsetzte, dass eine hungernde Bevölkerung dem Kommunismus in die Arme laufen könnte.
Westdeutschland wurde als Verbündeter im Kalten Krieg gebraucht und amerikanische Familien stifteten Care-Pakete. Gleichzeitig kam bei den Alliierten auch der Widersinn der Demontage in die öffentliche Diskussion.
Vor allem US-Parlamentarier befürchteten, dass ein ökonomisch schwaches Deutschland dauerhaft auf Subventionen angewiesen sein könnte. Die nüchterne Kalkulation lautete: Eine exportstarke deutsche Industrie würde die finanzielle Belastung der Alliierten senken.
Die Demontageliste der Alliierten wurde daher nicht im geplanten Umfang umgesetzt; so wurden zum Beispiel auch die Hüttenwerke Meiderich-Ruhrort verschont.
Tatsächlich gewann die Funktionsfähigkeit von Wirtschaft und Verwaltung an Dynamik und damit auch die Umsetzung der Wiederaufbauprogramme (Marschall-Plan und Investitionshilfegesetz). Die Idee der sozialen Marktwirtschaft von Ludwig Erhard hatte die planwirtschaftliche Lenkung der Wirtschaft nach Kriegsende abgelöst.
Erhard war dann von 1949 bis 1963 Wirtschaftsminister der jungen Bundesrepublik Deutschland, die rasch an Wirtschaftskraft gewann. Von 1963 bis 1966 war Erhard als Nachfolger von Konrad Adenauer der zweite Bundeskanzler der Nachkriegsrepublik.