Die Unterbringung von Flüchtlingen wird in Duisburg zu einem immer schwerer zu stemmenden Kraftakt. Per Dringlichkeitsbeschluss hat die Stadt nun dem Antrag der zuständigen Bezirksregierung Arnsberg zugestimmt, die Landesaufnahmeeinrichtung St. Barbara in Neumühl auf 500 Plätze aufzustocken, mit einer Option, bis zu 600 Menschen in dem ehemaligen Krankenhaus aufzunehmen. Zur Zeit leben dort 95 Menschen. Darüber informierte Stadtdirektor Reinhold Spaniel gestern die Mitglieder des Ausschusses für Arbeit, Soziales und Gesundheit. Zum Hintergrund: Die Menschen, die im Landesasyl in Neumühl für eine kurze Übergangszeit einquartiert werden, werden auf die Flüchtlingsquote für Duisburg angerechnet.

Neben der Aufstockung der Landesaufnahmeeinrichtung müssen auch die Kapazitäten für die Notunterkünfte und Übergangsheime deutlich erhöht werden. Denn die prognostizierten Flüchtlingszahlen für Duisburg sprechen eine deutliche Sprache. Die aktuelle Prognose geht davon aus, dass Duisburg in diesem Jahr bis 1640 Asylbewerber zusätzlich zu den derzeit hier lebenden 1950 Flüchtlingen aufnehmen muss. Mit Stand vom 11. März hat die Stadt circa 60 Plätze in den Unterkünften frei. Pro Woche kommen 30 bis 40 Menschen. Dieser Leerstand ist also bald aufgezehrt.

Anfang April können 92 Flüchtlinge in die Königstraße 9 in Walsum einziehen. Weitere 120 Plätze kommen etwa Anfang Juli hinzu, wenn die Gebäude an der Holtener Straße fertig gestellt sind. Die Stadt befürchtet aus gutem Grund, dass bei einer Aufnahmeverpflichtung von 350 bis 400 Flüchtlingen, bereits in den ersten Wochen des nächsten Quartals keine ausreichenden Unterkünfte zur Verfügung stehen.

Zur Zeit leben in Duisburg 940 Flüchtlinge in 265 beschlagnahmten Wohnungen und 997 in Übergangsheimen und Notunterkünften. Die Stadt, warnte Spaniel gestern im Ausschuss, wird gar nicht darum herum kommen, weitere Wohnungen zu beschlagnahmen, um die Menschen unterzubringen. Doch hier stößt die Verwaltung auf administrative Grenzen, denn sie muss erheblich mehr Personal und Finanzen bereitstellen, um 300 Menschen in 100 Wohnungen zu betreuen.

Zur Zeit lässt die Stadt 30 Standorte im Stadtgebiet überprüfen, ob sie für eine Notunterkunft geeignet sind. Doch das Prüfverfahren dauert noch an und das eigentliche Bauverfahren, sollten neue Standorte bestimmt werden, wird auch wieder mehrere Monate in Anspruch nehmen. Immer wieder aufkeimende Bürgerproteste gegen die Standorte machen die Sache nicht einfacher. Deshalb bleiben beschlagnahmte Wohnungen für Flüchtlinge das Gebot der Stunde.