Mit dem Hexakopter in Schornsteine gucken: Thysse-Krupp Steel Europe nutzt Miniflugzeuge zur Vermessung und Überprüfung von Anlagen
Sind alle Fugen am 130 Meter hohen Kamin des Kraftwerks Hamborn noch rundum in Schuss? Was genau ist das eigentlich für ein Fleck da unter der Decke des Warmbandwerks? Diesen und vielen anderen Fragen geht das Team Anlagenrevision, Vermessung und Gütesicherung bei Thyssen-Krupp Steel Europe nach. „Unser tägliches Brot ist es, genau zu wissen, wie es an den unzugänglichsten Stellen im Unternehmen aussieht – und davon gibt es bei uns ziemlich viele“, erklärt Vermessungsingenieur Tim Kölscheid. Denn das Werkgelände ist rund 1.300 Fußballfelder groß und umfasst viele Kilometer Gleise, Rohre, Leitungen und Straßen, die alle instand gehalten werden müssen. „Das bedeutet umfangreiche und gleichzeitig teure Einsätze: Gerüste aufstellen, Krane oder Hubsteiger mieten, Leitern anstellen – und Kollegen mit der Kontrolle beauftragen“, erläutert Kölscheid.
Revisionsarbeiten sind notwendig und wichtig – und kostenintensiv: In den vergangenen fünf Jahren hat das Unternehmen rund 400.000 Euro nur für Einsätze mit Hubsteigern ausgegeben; Gerüste sind dabei nicht mitgerechnet. „Das muss heutzutage auch anders gehen“, fand Kölscheid. „Wir haben uns deshalb über Alternativen informiert und uns dann entschieden, erstmals einen so genannten Hexakopter mit Kamera und GPS einzusetzen. Das ist ein von sechs Rotoren angetriebener Minihubschrauber – Hexa steht für die griechische Zahl Sechs“.
Mit diesem hochmodernen Fluggerät, im Volksmund auch Drohne genannt, konnten die Fachleute in vier Stunden eine unternehmenseigene Halde abfliegen, Vermessung inklusive. „Normalerweise hätten wir für diese Vermessung mehrere Tage gebraucht – mit Hilfe eines Kopters hatten wir nach wenigen Stunden ein gestochen scharfes dreidimensionales Bild und ein sehr genaues, tagesaktuelles Aufmaß.“ So wurde die Idee geboren, das Fluggerät außer für Vermessungen auch für Revisionsarbeiten zu nutzen: In hohe Schornsteine gucken, wird damit plötzlich ganz einfach. Kosten- und zeitintensive Gerüstbauten, die bisher für einen sicheren Auf- und Abstieg der Mitarbeiter bei der visuellen Kontrolle sorgten, können so vermieden werden. Außerdem liefert das Verfahren detailgenaue und rasche Ergebnisse.
Durch die guten Erfahrungen mit dem Fluggerät prüft das Team der Anlagenrevision nun die Anschaffung eines eigenen Hexakopters. Umfangreiche und langwierige Inspektionen an Anlagen und Bauwerken könnten so bald schneller, günstiger und sicher vonstattengehen.