Der Masernausbruch in Berlin, bei dem bisher ein kleiner Junge starb, weckt in Duisburg böse Erinnerungen. 2006 starben zwei Kinder an dieser hochansteckenden Viruserkrankung. 96 weitere mussten aufgrund des schweren Krankheitsverlaufs ins Krankenhaus. Wie sieht aktuell die Lage in Duisburg aus? „Wir haben keine Masernfälle“, sagt Dr. Dieter Weber, Leiter des städtischen Gesundheitsamtes. Duisburgs Impfrate in puncto Masern liege bei 96 Prozent.
Eine gute Rate. Gemeinhin gilt, dass ab 95 Prozent eine sogenannte Herdenimmunität besteht. Das heißt, wenn die durch Impfung erworbene Immunität so weit verbreitet ist, dass die Krankheitserreger an ihrer Ausbreitung durch Übertragung gehindert werden und selbst nicht-immune Menschen vor einer Infektion geschützt sind.
Ausnahme: Flüchtlinge haben im Allgemeinen eine sehr niedrige Impfrate. Zwar liegen den Unterkünften Merkblätter in verschiedenen Sprachen bereit, in denen auf die Möglichkeit der Impfung bei Hauskinderärzten hingewiesen wird, doch direkt vor Ort impft das Gesundheitsamt nicht. Kommen die Kinder in die Seiteneinsteigerklassen ist die Schuleingangsuntersuchung obligatorisch. Auch hier wird noch einmal auf die bestehenden Impfmöglichkeiten hingewiesen. Eltern können einen separaten Impftermin vereinbaren. „Aber das wird wenig angenommen“, weiß Dr. Weber: „Das ist bei den Eltern nicht auf dem Schirm, ist schwierig zu vermitteln.“ Die vermeintlich harmlose Kinderkrankheit werde als gegeben hingenommen, wie es in Deutschland vor 40 Jahren noch üblich war.
Da der große Rest der Bevölkerung so eine hohe Impfrate hat, baut der Leiter des Gesundheitsamtes auf die Herdenimunität, „dass kein Domino-Effekt in Gang gesetzt wird.“ Außerdem haben die Gesundheitsbehörden aus dem heftigen Masernausbruch 2006 gelernt, legen nach Aussage von Weber, eine restriktivere Haltung an den Tag. Kommt es in Gemeinschaftsunterkünften, wie Kindertageseinrichtungen und Schulen, zu einzelnen Fällen von Masernerkrankung, wird der Impfstatus der anderen Kinder, Erzieher und Lehrer abgefragt und gegebenenfalls eine Impfung nahegelegt. Wollen Eltern nicht, dass ihr Kind geimpft wird, muss es während des Krankheitsausbruchs zuhause bleiben.
Einen Tipp hat der Gesundheitsamtsleiter noch für Erwachsene parat, die nicht wissen, ob sie als Kind zwei Mal gegen Masern geimpft wurden: Einmal nachimpfen lassen, damit der Schutz gegen Masern auch wirklich vorhanden ist. Seit 2010 empfiehlt die Ständige Impfkommission diese Nachimpfung für nach 1970 geborene Erwachsene, die bislang nicht oder in der Kindheit nur einmal geimpft wurden, um die bestehenden Immunitätslücken zu schließen.