Dieses Votum des Beirates der Unteren Landschaftsbehörde hat es an Klarheit und Eindringlichkeit nicht fehlen lassen: Die Platanenallee vor dem Hauptbahnhof Duisburg ist Stadtbild prägend. Sie müsse deshalb und auch wegen ihrer klimatischen Wirkung unbedingt werden. Bekanntlich will die Stadt sie fällen lassen.

Baum gegen Beton: Dieses Votum des Beirates der Unteren Landschaftsbehörde hatte es gestern Nachmittag an Klarheit und Eindringlichkeit nicht fehlen lassen: Die Platanenallee auf der Mercatorstraße ist an „dieser wichtigen Stelle der Innenstadt Stadtbild prägend.“ Sie ist deshalb und auch wegen ihrer positiven klimatischen Wirkung auf das Umfeld „unbedingt zu erhalten.“

Nein, die 13 Mitglieder des Beirates mochten gestern Nachmittag nach ausführlicher Sachdebatte der Stadtverwaltung ganz und gar nicht die notwendige Erlaubnis erteilen, diese kostbare Allee aus dem so genannten „Alleen-Kataster“ des Landes NRW herauszunehmen.

Stattdessen gaben die in dem Beirat versammelten Fachleute für Umwelt- und Naturschutz der Stadtverwaltung und der großen Kahlschlag-Koalition von SPD und CDU den dringenden Rat, den aktuellen Bebauungsplan samt geplanter opulenter Büro-Immobilie aufzugeben und das Bauprojekt besser an einer anderen Stelle in der Stadt weiterzuverfolgen.

Dies war ein Paukenschlag der Fachleute, der aber ohne jede konkrete Wirkung auf den weiteren Verlauf der Ereignisse bleiben wird.

Denn wenn am kommenden Montag der Stadtrat final über den geplanten Neubau der Mercator -straße abstimmen wird, werden die Ratsleute von SPD und CDU mit großer Wahrscheinlichkeit wie schon in der vergangenen Woche auch dieses Votum des Beirates achselzuckend zur Kenntnis nehmen und die Verweigerung der für eine Baumfällung notwendigen Katasterstreichung durch eine „Ersatzvornahme“ des Rates ersetzen. Und das große Bau-Puzzle am Hauptbahnhof mit Gestaltung der Bahnhofsplatte inklusive kann beginnen.

Das mag so sein, knurrte gestern der Beirats-Vorsitzende Dr. Johannes Messer, doch wo, wenn nicht in diesem Beirat sollte sich eine Stimme für den Erhalt von Bäumen in der Stadt erheben?

Vergeblich haben die Mitglieder des Beirates gestern den Straßenplaner der Stadt mit Fragen gelöchert, der geduldig und ausführlich das Tausend-Teile-Puzzle der Bauplanung am Bahnhof aus Sicht der Verwaltung erläuterte.

Wo denn die Variante C sei, jene Bau-Variante, die die neue Straße plane und gleichzeitig den vorhanden Baumbestand berücksichtige, wollte man wissen. Antwort: Diese Planungs-Variante gebe es nicht, sie sei nicht möglich.

Wozu man denn dieses Bürohaus mitten auf der Mercatorstraße benötige, das doch keiner bauen wolle und das im übrigen viel zu üppig dimensioniert sei? Die Antwort überrascht: Erst dieses Bürohaus macht den Platz zu einem echten Platz. „Raumkanten“ und „Gebäuderiegel“ seien zwingend für Stadtentwicklung an dieser Stelle, aber dann entstehe dort das feinste Baugrundstück der Stadt. Für das es im übrigen längst gültiges Baurecht gebe.

Wann fallen alte Platanen üblicherweise um? Sind diese Platanen in der Stadt bereits 80 Jahre alt und in zehn oder 20 Jahren brüchig? Sollte man sie nicht besser vorher wegnehmen? Sind Platanen eigentlich geeignete Stadtbäume? Sollte man nicht eine Allee besser Baum um Baum einzeln über Jahre verteilt erneuern und nicht mit einem einzigen Kahlschlag? Auch diese Fragen hatte der Beirat ventiliert, um am Ende dennoch sein Votum (Baum gegen Beton) abzugeben.

„War das jetzt wirklich das letzte Wort?“ fragen sich die Grünen, BUND und Occupy Mercator mit Blick auf den Kahlschlag-Beschluss der Ratsgremien von der vergangenen Woche und laden am Mittwoch, 25. Februar, um 19 Uhr, im Café Museum (Friedrich-Wilhelm-Str. 64) zur Debatte.