Duisburg. In NRW sind sie selten zu sehen, Auto-Prototypen, auch Erlkönig genannt. Teststrecken gibt es hierzulande nämlich keine. Das muss sich ändern, fordert ein Experte.

Der Karneval ist vorüber und doch kutschieren zwei kostümierte Limousinen mit Münchner Kennzeichen direkt vor dem Medienhaus am Hauptbahnhof vorbei. Was hat das zu bedeuten?

Die Antwort: Bei diesen Wagen handelt es sich um so genannte „Erlkönige“, die wohl auf Testfahrt in Duisburg waren. Erlkönig, das ist eine gängige Bezeichnung für den Prototyp eines in Planung befindlichen Autos. Die Hersteller versuchen, das genaue Aussehen dieser Neuentwicklungen durch das Aufkleben von „Krisselfolie“ oder Aufbauten geheim zu halten. Je nach Entwicklungsstand wird nach und nach mehr Folie entfernt.

Bei den beiden Autos, die nun in der Duisburger Innenstadt unterwegs waren, handelt es sich Neuentwicklungen von BMW, die ihre Autos in dieser Art tarnen. Möglicherweise der neue 7er, der noch in diesem Jahr vorgestellt werden soll, mutmaßt Auto-Experte Ferdinand Dudenhöffer von der Uni Duisburg-Essen.

Auch Dudenhöffer spricht von einer durchaus seltenen Sichtung. Denn im Ruhrgebiet gibt es keine Teststrecken, zu denen die Autos unterwegs sein könnten. „Solche Wagen begegnen einem eher rund um die Standorte der Autobauer“. BMWs sind also sehr häufig auf den bayerischen Autobahnen zu sehen, VWs in Niedersachsen unterwegs, in NRW entdeckt man Erlkönige dann eher im Raum Köln, wo Ford seinen Sitz hat“, so der Uni-Professor.

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„Eigentlich könnten wir hier in NRW deutlich mehr Erlkönige auf den Straßen haben“, sagt der Auto-Fachmann. Dudenhöffer spricht sich sogar für eine eigene Teststrecke für selbstfahrende Autos in NRW aus. Auch NRW-Verkehrsminister Michael Groschek hatte das bevölkerungsreichste Bundesland mit seinem dichtem Verkehrsnetz bereits für solch eine Strecke angeboten.

Um in NRW nicht den Anschluss zu verlieren, fordert Dudenhöffer nun „Fakten und nicht nur Gerede“ und Gespräche der Politik mit den Autobauern im Land. „Ford sitzt nur ein paar Kilometer von Düsseldorf entfernt“, so Ferdinand Dudenhöffer und in Köln werde der Wunsch der britischen Regierung, führend bei der Einführung des autonomen Fahrens zu sein, sicher genau beobachtet. (mawo/sten)