Er ist zurückgekehrt. Der europäische Uhu ist nach jahrzehntelanger Pause seit zwei Tagen wieder im Duisburger Zoo zu finden. Zwei männliche Jungtiere haben in der ehemaligen Voliere der Schnee-Eulen - die in die Luchsvoliere umgesiedelt wurden - ihr neues Zuhause gefunden. Die ursprüngliche Heimat der beiden Uhus ist der Tierpark in Mönchengladbach. Dort wuchsen sie zusammen mit vier Geschwistern bei den Eltern auf. „Die Tiere sind aber nun geschlechtsreif und mussten getrennt werden“, sagt Max Patschinsky, Tierpfleger im Zoo. In ihrem neuen Gehege hat es sich das Geschwisterpaar erst einmal in genügend Abstand zum Besucher bequem gemacht. Der eine auf dem Brutkasten, so dass er mit dem Kopf fast an die obere Grenze der Voliere stößt. Der andere hinter Gestrüpp auf einem hochgehangenen Brett. „Sie sind jetzt noch sehr scheu, doch mit der Zeit sollten sie zutraulicher werden.“

Die zwei orangegelben Augenpaare beobachten aufmerksam das Geschehen und bewegen unauffällig ihr Haupt mal nach links, mal nach rechts. Wenn sie wollten, könnten sie ihren Kopf um bis zu 270 Grad drehen, um jeden Feind und Freund im Blick zu haben.

Besonders ihr frisch serviertes Fressen lassen sie nicht aus den Augen. In der Mitte der Voliere liegen tote Mäuse - frisch aufgetaut. Denn bei so vielen Tieren im Zoo, lohnt es sich gleich auf Vorrat zu bestellen. Doch der morgendliche Hunger scheint nicht sonderlich groß zu sein. „Wenn ich am nächsten Tag herkomme, sind die Mäuse immer weg. Uhus sind nämlich nachtaktive Jäger.“ Und zum anderen sei gerade noch die Eingewöhnungsphase, in der sie erst einmal auf Abstand gingen. Wenn sich ein Spatz allerdings in das Gehege verirren würde, wüsste Patschinsky nicht, ob er lebendig wieder rauskommt. „Bei den Schnee-Eulen habe ich erlebt wie sie eine Elster, die eine Maus klauen wollte, geschlagen haben.“ Der Jagdtrieb von Uhus sei sehr ausgeprägt: Mäuse, Amphibien, Igel, Kaninchen, kleinere Vögel - all das ist nicht sicher vor dem König der Nacht.

Die beiden zweieinhalbjährigen europäischen Uhus wirken mit ihrem braun-beige melierten Gefieder und den seitlich abstehenden Federohren anmutig und harmlos zugleich. „Wenn sie uns vertrauen, fressen sie aus der Hand, doch das dauert eine gewisse Zeit, bis es so weit ist.“ Das wichtigste sei aber erst einmal, dass sie im Zoo sicher und auch für Besucher zu bewundern seien. „Hier in der Gegend sieht man selten einen Uhu in freier Wildbahn,“ sagt Patschinsky betrübt. Heute steht er unter Artenschutz, doch um die Mitte des 20. Jahrhunderts war der europäische Uhu in Deutschland und ganz Mitteleuropa nach zwei Jahrhunderten massiver Verfolgung nahezu ausgerottet. Dank gezielter Artenschutzprogramme ist der Bestand in Deutschland auf rund 1000 Brutpaare angestiegen. Trotz der stabilen Bestände ist die Population allerdings regional rückläufig, ohne dass die Ursachen hierfür bekannt sind.

Wenn einmal „Not am Uhu“ sein sollte, gäbe der Duisburger Zoo ein Männchen zur Zucht frei. Jedoch bleiben die beiden Brüder vorläufig in Duisburg und werden des nachts sicherlich den ein oder anderen Zoobewohner mit ihrem majestätischen „Buhu“ erfreuen.