Duisburg. Der Mindestlohn ist da: Während die Nachbarstädte schon die Preise für Taxis angepasst haben, wird in Duisburg wohl erst im März darüber beraten.
Wer mit einem Taxi von Duisburg nach Mülheim fährt, macht bei der Rückfahrt mit der Droschke aus Mülheim nach Duisburg beim Bezahlen die schmerzhafte Entdeckung: Das war zwar haargenau die gleiche Strecke, doch die Rückfahrt aus Mülheim ist viel teurer. Und seit dem 1. Januar 2015 dürfen Mülheimer Taxifahrer im Unterschied zu ihren Duisburger Kollegen noch einmal 25 Prozent mehr Geld für eine Taxi-Fahrt kassieren.
Was ist hier los? Die schlichte Antwort zumindest auf den 25-Prozent-Aufschlag lautet: „Einführung des gesetzlichen Mindestlohns von 8,50 Euro zum 1. 1. 2015.“ Dieser gilt auch für das Taxigewerbe. Galt bislang in diesem Gewerbe ein Stundenlohn deutlich unter 8,50, muss jetzt massiv nachgebessert werden. Damit aber die Droschken-Unternehmer ihren Fahrern den warmen Gehaltszuschlag auch tatsächlich zahlen können, müssen sie ihn durch einen Preisaufschlag zunächst erwirtschaften. Sprich: Taxifahren wird bis zu 25 Prozent teurer.
Anhebung der Tarife im gesamten Umkreis
Beinahe alle Städte und Landkreise um Duisburg herum haben zum Jahreswechsel 2014/15 den Taxi-Unternehmern per Rats- oder Kreistagsbeschluss diese Preiserhöhung zugestanden. Nur die Duisburger Taxi-Unternehmer müssen bislang noch zu alten Bedingungen das neue Mindestgehalt zahlen.
Dabei hatte die größte Funktaxi-Zentrale im Auftrag aller Droschken-Unternehmen rechtzeitig beim zuständigen Straßenverkehrsamt der Stadt Duisburg den Antrag auf Anhebung der Beförderungsentgelte für die von der Stadt Duisburg zugelassenen Taxen gestellt - im Juli 2014, unter ausdrücklichem Hinweis auf den nahenden gesetzlichen Mindestlohn ab 1.1.2015.
Doch die Stadtverwaltung hatte diesen Antrag bis zur letzten Ratssitzung vor dem Jahreswechsel im November 2014 nicht auf die Tagesordnung gesetzt. Die Stellungnahmen der Fachverbände hätten nicht rechtzeitig komplett vorgelegen. „Wir waren darüber sehr irritiert“, sagte gestern Thomas Knautz, Geschäftsführer von Duisburgs größter Funktaxi-Zentrale ( 333333) zur NRZ.
"Eine dreiste Unverschämtheit!“
Sein Kollege von der zuständigen Landesvereinigung Personenverkehr Nordrhein, Holger Goldberg, wird deutlicher: „Dieser Vorgang in Duisburg war eine dreiste Unverschämtheit!“ Alle anderen Städte, Kreise und Kommunen hätten den Taxi-Unternehmen rechtzeitig mit einer Tarifanpassung geholfen, in Duisburg aber Fehlanzeige. Goldberg: „Wir haben uns auf dem Europäischen Taxi-Kongress bei NRW-Verkehrsminister Groschek über diese Duisburger Gangart beschwert.“
Dieser habe klar gestellt, dass die Politik, die den Mindestlohn einführe, den Unternehmen dann auch die Möglichkeiten geben müsse, den Mindestlohn zu erwirtschaften. Goldberg: „Im Unterschied zum Bäcker oder Friseur dürfen die Taxi-Unternehmer ja ihre Preise nicht selbst festsetzen. Das machen auf Antrag des Taxigewerbes die Städte und Kommunen.“
Knautz: „Wir hoffen jetzt wirklich sehr, dass sich der Rat am 2. März mit unserem Antrag positiv befasst.“ Dann wären tagsüber 1,80 Euro (statt bisher 1,50€) und nachts und am Wochenende 1,90€ (statt 1,60€) pro Kilometer von den Kunden zu berappen.
Und die Fahrt von Mülheim nach Duisburg, sie bleibt auch mit dem Mindestlohn weiterhin etwas teurer, als eine Fahrt in die Gegenrichtung.