Es ist dunkel, es hat den ganzen Tag geregnet und der Schnee vom Wochenende ist noch nicht ganz weggeschmolzen. Die einzige Lichtquelle sind einzelne Straßenlaternen, deren Schein sich in den Pfützen auf dem Parkplatz vor dem Vereinsheim des Laufclubs Duisburg spiegelt. Ein kalter Montagabend im Januar. Jürgen Binias, der Leiter des Lauftreffs, schaut auf seine Uhr. Es ist 17.55 Uhr. „Jetzt trudeln gewöhnlich alle so langsam ein.“ Und er hat recht: Nach und nach füllt sich der düstere Platz mit Autos. Laut schnatternde Menschen, eingemummt in regendichter Funktionskleidung, mit Mützen, Halstüchern und teilweise sogar mit Warnwesten ausgerüstet, versammeln sich munter hüpfend auf dem modrigen, aufgeweichten Waldboden. Als erstes teilt Binias seine Schützlinge in Gruppen ein, denn Anfänger, Hobby-Jogger, aber auch Marathon- und Ultramarathonläufer haben ihre eigenen Strecken, die zwischen sechs und zehn Kilometern variieren. Bevor es dann losgehen kann, heißt es erst einmal: Aufwärmen.

Die Gruppe läuft bei Wind und Wetter

In einem Kreis nebeneinander aufgestellt, wissen alle genau was zu tun ist. „Jetzt das rechte Bein nach oben und wir schreiben eine acht“, ruft Binias in die Runde. Jeder Muskel im Körper muss gedehnt werden, erst dann stellen sich die rund 30 hochmotivierten Läufer der Herausforderung rund um die Regattabahn. Bei „angenehmen sechs Grad“, (so ein Läufer in vollem Ernst) geht es los. Fünf Gruppen mit je einem Laufbetreuer verschwinden in der Dunkelheit. „Glücklicherweise ist der Weg um die Regattabahn im Winter beleuchtet. Viele von uns haben beim Bunerts Lichterlauf mitgemacht und damit die Finanzierung der Beleuchtungsanlage unterstützt. Ohne die Beleuchtung würde es im Winter nicht gehen“, so der Hobbyläufer Stefan Giesel. Trotzdem tragen einige auch Kopflampen, die sich an dunklen Streckenecken bewähren.

Stefan - man dutzt sich hier - läuft heute zehn Kilometer in 65 Minuten. „Die Winterpause war lang, aber ich versuche alles rauszuholen.“ Seit zwei Jahren ist der 36-Jährige im Laufclub. „Für mich ist es ein Ausgleich zum Job. Und es motiviert mich, dass ich mit einer Gruppe laufe, die sich regelmäßig und bei Wind und Wetter trifft. Der innere Schweinehund hat so selten eine Chance.“ Ein anderer Läufer pflichtet ihm bei, ohne den Anschein zu erwecken außer Atem zu sein: „Der Ansporn ist größer, wenn man gemeinsam läuft.“ Und das tun sie auch. Keiner bleibt zurück: Immer wieder fragt Peter Latta, der Laufbetreuer der Gruppe, ob es allen gut geht. „Aber sicher! Na klar“, schallt es ihm in der Dunkelheit entgegen. Latta ist einer der insgesamt 22 ehrenamtlichen Laufbetreuer, die die Gruppen anführen: „Wir biegen rechts ab, Achtung.“, „Fußgänger von vorne, rechts rüber!“, Vorsicht Mülltonne auf der linken Seite!“. Der Trupp folgt seinen Anweisungen und jeder achtet dabei auf den anderen. Die Läufer sind zwischen 20 und 60 Jahren und teilen alle eine Leidenschaft: Laufen. „Wir treffen uns auch oft am Wochenende zu einer Runde in einer kleinen Gruppe und danach gehen wir mit unseren Frauen gemütlich frühstücken,“ sagt Latta.

Der Club will dieLäufer motivieren

„Im Winter kommen weniger Läufer, doch im Sommer haben wir meist um die 130 Teilnehmer,“ so Binias. „Unser Hauptziel ist es, Leute zum Laufen zu mobilisieren, denn Sport ist die beste Medizin, man schaltet einfach ab. Jeder, der sich von der Couch aufrafft, ist schon ein Sieger.“

Ungefähr 65 Minuten sind um. Eine Gruppe nach der anderen trudelt wieder am Parkplatz ein. Auch die Gruppe um Peter Latta hat das Ziel erreicht. Zehn Kilometer in 65 Minuten. Erschöpft und zufrieden stellen sich alle noch einmal in Kreisform auf: Dehnen. Erleichtert lässt einer nach dem anderen die Arme nach den Streckübungen fallen. Und nach einer verdienten heißen Dusche im Vereinsheim ist der Parkplatz wieder leer, doch am Mittwoch geht es weiter: Auspowern rund um die Regattabahn.