Duisburg. . Er choreographiert „verwundert seyn – zu sehn“. Pianist Denys Proshayev spielt die Werke von Skrjabin und Liszt. Auch „Moves“ von Jerome Robbins ist zu sehen
Eine Uraufführung sollte es sein für die erste Ballettpremiere der Saison in Duisburg, mit der das Ballett am Rhein am Freitag, 23. Januar, nach längerer Pause endlich wieder auf der Bühne des Stadttheaters zu sehen ist. Zuerst fand Ballettchef Martin Schläpfer die Musik: Alexander Skjrabins Klaviersonaten Nr. 6 und 10 sowie Franz Liszts großer Walzer „Le bal de Berne“. „Das muss Denys spielen“, habe er sofort entschieden, sagt Schläpfer, den unter anderem der „magische Anschlag“ des Pianisten fasziniert. „Ich habe sofort angenommen“, sagt Denys Proshayev. Der international gefragte Pianist ist von Schläpfers Arbeiten tief berührt, bei der ersten Zusammenarbeit – Alfred Schnittkes Klavierkonzert beim Ballettabend b.10 – habe er sofort gewusst: „In diesem Haus herrscht Kunst.“
Fehlte noch der inhaltliche Faden. Den fand Martin Schläpfer bei Arthur Schopenhauer, dem er den wundervollen Titel seiner Choreographie „verwundert seyn – zu sehn“ verdankt. Er stammt aus einem Text, in dem der Philosoph beschreibt, dass Menschen stets in der Erwartung einer besseren Zukunft oder der Sehnsucht nach dem Vergangenen leben, die Gegenwart werde hingegen „einstweilen so hingenommen“. Am Ende seien sie dann verwundert zu sehen, dass das Leben vorbei ist und der Tod wartet. Schläpfer hat die Choreographie mit insgesamt 15 Akteuren ganz auf einen Tänzer angelegt. Marcos Menha ist der Mensch, der zum Spielball seiner widersprüchlichen Bedürfnisse wird. Wieder hat Keso Dekker Bühne und Kostüme entworfen.
„Ein Wald, ein See“
Das Abschlussstück des Abends ist eine Schläpfer-Choreographie aus dem Jahr 2006 und zeigt eine ganz andere Seite seiner Arbeit. Wie eine Naturstudie komme „ein Wald, ein See“ zunächst daher, sagt Dramaturgin Anne do Paco. „Und dann bricht der volle Mensch rein und der Wald wird zu einem psychologischen Dschungel.“ Der Musiker, Komponist und Live-Performer Paul Pavey spielt sein vielseitiges Schlag- und Blas-Instrumentarium, die sich mit rauem Obertongesang und Elektronik mischen. 19 Tänzer durchstreifen diese Klanglandschaft.
Diese zwei trotz „kleiner“ Besetzung musikalisch ganz starken Arbeiten umrahmen die 1959 uraufgeführte Choreographie „Moves – A Ballet in Silence“ des US-Amerikaners Jerome Robbins. Mit der Musik war Aaron Copland beauftragt worden, doch der kam nicht richtig voran. Und so verzichtete Robbins, dennoch ist es alles andere als still. Er „komponierte“ exakt die Geräusche, die seine Tänzer in einem festgelegten Rhythmus mit ihrem Körper machen – also Klatschen oder Stampfen etwa. „Ein sensationelles Neo-Klassik-Ballett“, schwärmt Schläpfer. „Eine Choreographie, die in die Stille reingeschlagen wird.“
Sechs Vorstellungen gibt es für b.22 in Duisburg. Nach der Premiere am Freitag, 23. Januar, um 19.30 Uhr ist die zweite Vorstellung am Sonntag, 25. Januar, um 18.30 Uhr. Es folgen Freitag, 30. Januar, Donnerstag, 5. Februar, Samstag, 7. Februar, und Mittwoch, 11. Februar, jeweils 19.30 Uhr im Theater am König-Heinrich-Platz. Karten und weitere Informationen unter 0203/940 77 77 sowie www.ballettamrhein.de.