Dem Klavier im Ruhrorter „Lokal Harmonie“ fehlt die Vorderseite. Deshalb kann man keine Noten darauf abstellen. So ist es ein reines Improvisier-Klavier. Gespielt wurde es zur sechsten Vergabe der Spielstättenprogramm-Prämien von Dirk Friedrich. Der improvisierte gemeinsam mit Tim Isfort am Kontrabass und Jan Klare am Saxofon. Ihr druckvoller, schwirrender Sound hielt das Publikum in Atem und lud den Spielort in der alten Eisenwarenhandlung auf der Harmoniestraße mit Energie auf.

Auf Anhieb hat das musikalische Winterprogramm des Lokals Harmonie, das 2012 zum Dauerbetrieb wiedereröffnet wurde, den Landesmusikrat NRW überzeugt. Der zeichnet jährlich kleine und mittlere Foren aus, die sich besonders um den Nachwuchs in Jazz und Rock bemühen. Der mit 5000 Euro dotierte Preis, der diesmal an insgesamt acht Spielstätten in NRW vergeben wurde, unterliegt keinem Verwendungsnachweis. Das freute Rüdiger Eichholtz vom Harmonie-Betreiberverein, der etwas weniger Bürokratie in seinem antragsreichen Alltag als Spielstätten-Betreiber durchaus zu schätzen weiß.

„Man könnte ja meinen, ein so altehrwürdiges Gremium wie unseres hätte mit der freien Szene nichts am Hut“, sagte Reinhard Knoll vom Präsidium des Landesmusikrates NRW, „aber dieser Preis soll Sie alle ermutigen, das anders zu sehen.“ Knoll lobte die kreative, lebendige Programmarbeit vor Ort. Er dankte den Betreibern des Lokals Harmonie für die spontane Zusage zur kurzfristig angesetzten Preisverleihung und dem NRW-Kulturministerium für die Bereitstellung der Preisgelder.

„Die experimentelle Musik, wie sie hier gespielt wird, gehört genauso zu Duisburg, wie die gediegene Klassik, die zum Beispiel bei der Wiedereröffnung der kleinen Mercatorhalle zu hören war“, sagte Kulturdezernent Thomas Krützberg. Die freie Kulturszene habe durch ihr Engagement erreicht, dass die ohnehin geringen Mittel für diesen Bereich durch die Verwaltung nicht weiter gekürzt worden seien, so Krützberg. Er versprach, sich für eine verbesserte Kombination aus städtischen und freien Spielstätten einzusetzen.

Hoffnung auf reichlicher sprudelnde Landesmittel konnte NRW-Kultur-Staatssekretär Bernd Neuendorf nicht machen: „Die finanzielle Lage des Landes ist nicht unbedingt besser als die der Stadt.“

Rüdiger Eichholtz zitierte in seiner witzig-knappen Dankesrede die Äußerung eines Fördermaschinisten von einem historischen Schild: „Wo Förderung ist, da ist eigentlich Vollgas“.