Duisburg. .

Wenn Flüchtlingsfamilien etwa aus Syrien nach Deutschland kommen, dann stellt das auch für Schulen eine logistische Herausforderung dar. Denn die Kinder und Jugendlichen, die mit ihren Eltern fliehen, unterliegen hier der Schulpflicht – können aber in der Regel dem Unterricht nicht folgen, da sie kein Deutsch sprechen. Daher werden sie zunächst in sogenannte „Seiteneinsteigerklassen“ untergebracht und sprachlich gefördert. Doch obwohl immer mehr Flüchtlingskinder in Duisburg ankommen, werden in der Stadt Lehrerstellen für sie abgebaut, beklagt die Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW).

Das Problem ist auch nicht klein, wie Norbert Müller, Vorsitzender des GEW-Stadtverbandes Duisburg, schildert. „Im Grundschulbereich sind es 600 Schüler und in der Sekundarstufe I und II sogar 900 Schüler, die in Duisburg in Seiteneinsteigerklassen unterrichtet werden. Und die Tendenz ist steigend“, schildert er.

Das Land und die Stadt hätten auch die Verantwortung, die Kinder aufzunehmen, „denn sie bleiben ja nicht nur zwei oder drei Wochen hier“, so Müller. Daher sei ein fundierter Unterricht nötig. Insbesondere, da NRW-Ministerpräsidentin Hannelore Kraft im Zuge der anti-islamistischen Pegida-Bewegung betont habe, „dass wir eine Willkommenskultur für Flüchtlinge schaffen müssen“, sagt der Berufsschullehrer.

Damit dies nicht nur eine „hehre Sonntagsrede“ bleibe, seien mehr qualifizierte Lehrer und räumliche Kapazitäten an den Schulen nötig. Doch: „Statt weitere Lehrer zur Verfügung zu stellen, werden Stellen gekürzt“, klagt Müller und ergänzt: „Im letzten Schuljahr gab es einen Lehrer in der Seiteneinsteigerklasse für 15 Schüler. Nun sind es nur 0,7 Stellen je 15 Schüler. Und das Ganze soll noch weiter abgebaut werden.“

Dabei bezieht sich Müller auf eine Aussage der Ministerpräsidentin zu einer Anfrage der Fraktion der Piraten-Partei im Oktober im Landtag (Vorlage 16/2279): „Darin sagt Frau Kraft, dass für 15 bis 18 Schüler in der Regel eine halbe Stelle zur Verfügung steht“, betont Müller. Er ruft nun die Duisburger Landtagsabgeordnete auf, sich für mehr Lehrer in den Seiteneinsteigerklassen einzusetzen. Denn: „Wir brauchen Einwanderung, gut ausgebildete junge Menschen und Fachkräfte, das ist eine Investition in die Zukunft. Da kann auch nicht das Argument der Schuldenbremse ziehen. Man muss auch mal bereit sein, ein Defizit in Kauf zu nehmen“, meint Müller.