Bislang war die Biotonne den Anwohnern in fünf Ortsteilen im Duisburger Süden vorbehalten, ab sofort kann sich jeder Hauseigentümer in Duisburg eine braune Tonne bestellen. Hintergrund ist das Kreislaufwirtschaftsgesetz: Das sieht vor, dass Bioabfälle ab dem 1. Januar 2015 getrennt zu sammeln sind. Mit der „Biotonne auf Wunsch“ reagieren die Wirtschaftsbetriebe auf die neue Gesetzeslage. Denn noch fehlt für die endgültige Einführung der Biotonne der politische Beschluss.

Der soll im ersten Halbjahr fallen, die Details würden derzeit erarbeitet, erklärte Silke Kersken, Sprecherin der Wirtschaftsbetriebe, gestern auf Nachfrage. Eine Pflicht, dass sich Hauseigentümer die braune Tonne vor die Tür stellen müssen und nur bei Eigenkompostierung darauf verzichten können, wird es aber wohl nicht geben. „Zum jetzigen Zeitpunkt sieht es so aus, dass die Biotonne ein freiwilliges Angebot bleibt“, sagte Kersken der NRZ. Die Rahmenbedingungen stünden aber noch nicht fest. Bis zur Entscheidung gelten für das stadtweite Angebot die Regeln und Gebühren, die bisher auch für die fünf Ortsteile im Duisburger Süden galten.

Seit dem Jahr 2000 gibt es die Biotonne als Pilotprojekt in den Ortsteilen Huckingen, Hüttenheim, Serm, Mündelheim und Ungelsheim. Die Erfahrung: „Wo die Biotonnen freiwillig genutzt werden, ist die Qualität der Trennung super, es gibt kaum Fehlwürfe“, sagt Kersken. Sprich: In den Tonnen findet sich nur wieder, was dort auch tatsächlich reingehört: Rasen- und Baumschnitt sowie Küchenabfälle wie Kartoffelschalen und Gemüsereste. Derzeit haben rund 450 Haushalte diese Tonne vor der Tür stehen.

Allerdings waren es bei Beginn des Pilotprojektes einige mehr, zudem geht die eingesammelte Menge aus den Biotonnen seit Jahren zurück (siehe Tabelle). Ein Großteil der in den Abfallbilanzen angegebenen Bioabfall-Mengen stammte nicht nur aus den Haushalten im Süden, sondern aus Gewerbebetrieben. Als diese Aufträge ausfielen, rasselten auch die Bioabfall-Mengen in den Keller.

Wie viele Duisburger freiwillig die Biotonne nutzen werden, lässt sich kaum abschätzen. „Wir rechnen vorerst nicht mit einer großen Nachfrage und werden erst dann werben, wenn der politische Beschluss und die endgültigen Bedingungen feststehen“, sagt Kersken.

Laut einer Potenzialanalyse aus dem Jahr 2008 lässt sich in Duisburg nur rund 50 Kilo Bioabfall pro Einwohner und Jahr sammeln, in ländlichen Gebieten dagegen das Doppelte. Die Schwierigkeit bestehe laut der Studie darin, dass die Sammelqualität in Großwohnanlagen oft schlecht sei und es im Innenstadtbereich Probleme mit den Stellplätzen für Biotonnen gibt. Daher kämen überhaupt nur zwei Drittel aller Haushalte in Frage.

Zusammen mit den Laub- und Tannenbaum-Sammlungen und dem Aufkommen an den Recyclinghöfen kommen die Duisburger jetzt schon auf 70,3 Kilo pro Einwohner und Jahr. „Damit liegen wir an der Spitze der NRW-Großstädte“, sagt Kersken. Genug ist das aber nicht: Das Gesetz formuliert für Großstädte ein Ziel von 90 Kilo bis zum Jahr 2021.