Hochfeld. . Die Schwestern vom Heiligsten Herzen Jesu wirken seit 1997 in Hochfeld. Muslimen und anderen Gläubigen begegnen sie „von Herz zu Herz“.

An der WG Gottes hängt ein unscheinbares Klingelschild. Die Schwestern Agnes, Stephani und Martina haben ihre Namen an der Tür notiert, „doch die Leute in Hochfeld wissen sowieso, wo sie uns finden“, erzählt Martina Paul. Die drei Frauen gehören zu den Missionaren vom Heiligsten Herzen Jesu. Die Schwestern arbeiten in zahlreichen Ländern – und seit 1997 auch in Hochfeld. Als Kloster dient eine Drei-Zimmer-Wohnung an der Brückenstraße. Der alte Heizungskeller wurde zum Gebetsraum umfunktioniert.

Stationen in aller Welt

„Ich habe als junge Frau gespürt, dass Gott mich ganz für sich will“, beschreibt Stephani Orlowski, wie sie sich für ein Leben in der Ordensgemeinschaft entschied. Sie machte sich schlau über verschiedene Gemeinschaften und traf Frauen, die sich bereits den Missionaren vom Heiligsten Herzen Jesu angeschlossen haben. „Ich war begeistert, weil es so viele Einsatzgebiete überall auf der Welt gibt. Ich dachte mir, da, wo so viel Weite und Möglichkeiten vorhanden sind, bin ich richtig.“ Zunächst verbrachte sie aber die ersten Jahre in Hiltrup, dem Stammsitz. Sie machte eine Ausbildung zur Arzthelferin. „Natürlich gibt es immer wieder Fragen“, gibt sie zu. Verliebt sei sie auch mal gewesen. „Aber ich habe immer Antworten gefunden, dass ich im Orden bleiben konnte.“ Nachdem sie zehn Jahre in einem Krankenhaus in Hiltrup arbeitet, wurde sie nach Rumänien gesandt, um Katechetinnen auszubilden und Hilfstransporte zu organisieren. Sie blieb drei Jahre und baute vor Ort eine neue Gemeinschaft auf.

Die Missionsschwestern Agnes, Martina und Stephani (v.l.) haben sich für ein Leben mit Gott entschieden.
Die Missionsschwestern Agnes, Martina und Stephani (v.l.) haben sich für ein Leben mit Gott entschieden. © FUNKE Foto Services

Auch Agnes Winter ist weit gereist, bevor sie in Hochfeld einzog. Sie entschied sich ebenfalls als junge Frau, in den Orden einzutreten. In den 60er Jahren wurde die Kinderkrankenschwester nach Papua-Neuguinea entsandt. „Wir waren sieben Wochen auf einem Frachtschiff, bevor wir überhaupt ankamen“, erinnert sie sich. Vor Ort half sie mehr als zehn Jahre Kindern und Erwachsenen, machte noch eine Weiterbildung zur Hebamme. Später folgte eine Station in Pensylvania. „Ich habe mich schon heimisch gefühlt, aber dann erfuhr ich, dass in Deutschland ein Platz frei ist“, erzählt die 79-Jährige, die derzeit zwei Schülern noch regelmäßig Englisch-Nachhilfe gibt. „Hochfeld ist ein guter Ort, weil er so international ist“, findet Schwester Agnes.

Schwester Martina, die das Sozialzentrum St. Peter leitet, bestätigt, dass der Orden genau am richtigen Ort in Duisburg sei. „Zum einen gehen wir da hin, wo die Menschen Hilfe benötigen und vielleicht etwas am Rand stehen.“ Die Schwestern tragen kein Gewand, das durften sie 1986 ablegen. Doch auch in zivil werden die Frauen erkannt und angesprochen. „Bete für mich und meine Familie“, hört Schwester Martina oft. Sie kennt viele Hochfelder Schicksale.

Um selbst Kraft zu tanken, ziehen sich die Missionarinnen in einen zum Gebetsraum umgebauten Heizungskeller zurück. Hinter einer Kerze steht ein Hausaltar. Eine Grubenlampe leuchtet als Zeichen ihrer Verwurzelung mit dem Ruhrgebiet. Dazu gibt es Figuren und Bilder von ihren Stationen in der Ferne. Morgens und abends trifft sich das Trio zum Gebet. „Wir kannten uns alle von anderen Aufgaben, aber natürlich müssen auch wir etwas für die Gemeinschaft und das Zusammenleben tun“, weiß Stephani Orlowski. „Rummikub“ spielen zum Beispiel, da können sich die Drei richtig amüsieren.

Die christlichen Kirchen in Hochfeld sind nicht mehr so voll wie früher. Dennoch funktioniert der Dialog mit Menschen anderer Glaubensrichtungen, weiß Martina Paul aus ihrer täglichen Abend. „Neulich hat eine Muslima zu mir gesagt: Das geht gut mit dem Glauben. Wir begegnen uns von Herz zu Herz.“