Nach jahrelangen und vergeblichen Versuchen das Theater am Marientor (TaM) los zu werden, soll jetzt alles ganz schnell gehen: Das Musical-Theater steht kurz vor dem Verkauf, möglichst noch in diesem Jahr soll der Vertrag unterschrieben werden. „Wir führen intensive Verkaufsverhandlungen“, bestätigte gestern Gebag-Chef Bernd Wortmeyer der NRZ, wollte sich wegen laufender Verhandlungen aber nicht zu Details äußern.
Am Donnerstag soll der Aufsichtsrat der Gebag-Tochter DBV den grundsätzlichen Verkaufsbeschluss absegnen. Wenn die Rahmenbedingungen stimmen, ist die Zustimmung wohl nur noch Formsache. Schließlich liegt seit Jahren ein klarer Verkaufsbeschluss des Rates vor. „Es wäre dumm, nicht zu verkaufen“, sagte ein Aufsichtsratsmitglied der NRZ.
Philharmoniker sind abgesichert
Dass es wenig Hemmungen gibt, liegt wohl auch am Kaufinteressenten: Das Unternehmen „Mehr! Entertainment“ mit Sitz in Düsseldorf betreibt bereits fünf Musical-Spielstätten, das sechste Theater wird derzeit in Hamburg gebaut und soll im Frühjahr eröffnen.
Damit könnte es 15 Jahre nach dem Abgang von „Les Miserables“ doch wieder einen Musicalbetrieb in Duisburg geben. An die Rückkehr solcher Produktionen hatte fast schon niemand mehr geglaubt, selbst der Rat hatte die kulturelle Nutzung des Gebäudes als Verkaufsbedingung längst gekippt.
Doch die Musical-Branche erlebt nach Jahren mit rückläufigen Umsätzen und Besucherzahlen so etwas wie einen zweiten Frühling: An den Kassen werden mehr Tickets verkauft, die Umsätze steigen wieder, selbst neue Theater werden gebaut. „Mehr! Entertainment“ ist nach „Stage Entertainment“ einer der größten Anbieter auf dem deutschen Markt: Geschäftsführer sind Maik Klokow, Ex-Deutschland-Chef von Stage-Entertainment, sowie Günter Irmler, der das Theater am Marientor noch bestens in Erinnerung haben dürfte. Irmler leitete von 1989 bis zur Insolvenz 1999 den Musical-Konzern „Stella Entertainment“, war unter anderem auch für die Produktion von „Les Miserables“ verantwortlich, die von 1996 bis 1999 im TaM lief. Rund alle zwei Jahre bringt „Mehr! Entertainment“ eine neue Eigenproduktion auf den Markt, einige der Theater werden aber auch für andere Produktionen und Shows vermietet. Was die Musical-Macher jetzt in Duisburg planen, ist noch unklar: „Zu diesem Thema sagen wir nichts“, erklärte eine Sprecherin und ließ damit sämtliche Fragen zum Theater-Ankauf unbeantwortet.
Der Kaufpreis für das TaM soll zwischen 2,5 und drei Millionen Euro liegen, ähnliche Summen waren auch bei anderen Verkaufsgesprächen zuvor im Gespräch. Der Grund für den jetzigen schnellen Vertragsabschluss soll vor allem durch die ab Januar höhere Grunderwerbssteuer begründet sein, heißt es aus Kreisen des Aufsichtsrats.
Einen Teil der Summe kann der Käufer ohnehin durch die garantierten Mieteinnahmen gegenrechnen: Die Philharmoniker zahlen rund 650.000 Euro im Jahr an Miete. „Es ist vertraglich gesichert, dass die Philharmoniker bis zur Wiedereröffnung der Mercatorhalle im TaM spielen können“, sagt Gebag-Chef Wortmeyer. Im Falle eines Verkaufs sollen auch alle bisher abgeschlossenen Verträge mit externen Veranstaltern ihre Gültigkeit behalten.