Duisburg. Die St. Vinzenz-Klinik im Dellviertel feierte runden Geburtstag mit einem Tag der offenen Tür. Dabei wagte Chefarzt Peer Abilgaard auch einen Blick in die Zukunft.

Seit es Menschen gibt, gibt es auch psychische Erkrankungen, sagt Professor Dr. Peer Abilgaard von der psychiatrischen Abteilung am St. Vinzenz-Krankenhaus. Trotzdem wird die Debatte um dieses Thema gerade erst von Vorurteilen befreit.

In Duisburg wird nun die psychiatrische Abteilung im St. Vinzenz 30 Jahre alt und feierte das am Samstag mit einem Tag der offenen Tür. Dabei konnten sich die Besucher von den verschiedenen Behandlungsmöglichkeiten überzeugen, die die Klinik anbietet. Und die beschränken sich längst nicht nur auf gängige Gesprächstherapien, alleine oder in der Gruppe. „Wir haben hier auch die Möglichkeit der nonverbalen Psychotherapie, zum Beispiel Tanz-, Ergo- oder Kunsttherapie“, zählt Chefarzt Abilgaard auf. Der 46-Jährige ist darum bemüht, seinen Fachbereich in den Fokus der Öffentlichkeit zu bringen. „Jeder fünfte Mensch hat mindestens einmal in seinem Leben eine depressive Phase“, sagt er.

Insgesamt 130 Betten

Für Abilgaard ist es gerade in einer Stadt wie Duisburg wichtig, sich mit dem Thema auseinanderzusetzen und Angebote für die Betroffenen zu schaffen. „Viele Menschen hier sind in einer sozial schwierigen Situation. Das wirkt sich auch auf die Psyche des Menschen aus.“ Das lässt sich auch an der großen Nachfrage nach Behandlungen nachweisen. Bis zu 1900 Patienten behandelt die Klinik in jedem Jahr, 130 Betten stehen zur Verfügung. „Der Bedarf ist aber um ein Mehrfaches höher“, sagt er.

In zwei Jahren zieht die Abteilung ins Marienhospital, wo der Abteilung dann „hoffentlich“ zusätzliche Betten zur Verfügung stehen. „Erst dann können wir garantieren, dass jeder Patient seine eigene Nasszelle bekommt. Ich will, dass jeder Patient auch als ein solcher behandelt wird“, so Abilgaard. Psychische Erkrankungen seien inzwischen sehr gut zu behandeln, führt der ausgebildete Musikpädagoge weiter aus: „Mit Schizophrenie können wir inzwischen umgehen, viele Erkrankte gehen einem Beruf nach.“

Bis 1984 wurden die psychisch Kranken der Stadt mit einem Sondertransport in eine Viersener Klinik gebracht. „Dabei wäre es so wichtig gewesen, die Menschen in ihrem gewohnten Umfeld zu belassen“, sagt Abilgaard. Das gelang erst 1984 bei der Gründung der Klinik im Marienhospital. Zehn Jahre später eröffnete Chefarzt Dr. Wolfgang Krebs auch eine gerontopsychiatrische Abteilung in St. Vinzenz, die sich um Senioren kümmert.

Abilgaard ist der festen Überzeugung, dass Glücklichsein geübt werden kann: „Am Ende einer Sitzung mit Patienten, die an Depressionen leiden, bitte ich sie häufig, sich an einen positiven Moment zu erinnern und diesen den anderen zu erzählen. Und sei es ein noch so kleiner. Nach Monaten der Trauer müssen die Nervenstränge, die für den Transport von Glücksgefühlen verantwortlich sind, erst wieder trainiert werden. Bei aller Würdigung des Leids der Menschen.“