Duisburg. Polizeipräsidentin Dr. Elke Bartels zeichnete Donnerstag im Duisburger Präsidium wieder zahlreiche ehrliche Finder aus. Der fünfjährige Tom aus Obermeiderich war einer von ihnen. Er fand das Messer eines Reifenstechers, der schließlich gefasst werden konnte.

Ein Reifenschlitzer trieb damals im Mai 2013 sein Unwesen: 200 Mal stach der Mann zu und beschädigte so zahlreiche Pkw in Obermeiderich und im angrenzenden Oberhausen. Der Täter wurde gefasst – auch dank der Hilfe von Tom Rademacher. Der damals Vierjährige hatte im heimischen Garten jenes Schweizer Messer gefunden, das sich als Tatwaffe erweisen sollte.

Tom ist inzwischen fünf. Und er zählte zu jenen rund 60 Kindern, die gestern im Präsidium von Polizeipräsidentin Dr. Elke Bartels als ehrliche Finder ausgezeichnet wurden. Der Fund von Tom war sicherlich der spektakulärste: Denn das Messer erwies sich als wichtiges Beweisstück, um dem Gefassten seine Taten nachzuweisen.

In der Zeitung vom Reichenstecher gelesen

„Ich war im Garten spielen. Und hinter meinem Trampolin habe ich ein Messer gefunden“, erzählt der kleine Tom. Das brachte er zu seiner Oma Sigrid, die im Haus war. Die dachte, das Messer gehörte ihrem Mann und lag es erst einmal in die Garage. „Als wir dann aber Blutspuren am Messer entdeckten und in der Zeitung von dem Reifenstecher gelesen hatten, haben wir sofort die Polizei informiert“, erzählt Nadine Rademacher, Toms Mutter.

Direkt hinterm Garten der Rademachers verläuft eine kleine Straße. Hier muss der Täter in der besagten Nacht vorbeigelaufen sein und das Messer über den zwei Meter hohen Maschendrahtzaun geworfen haben. Anhand eines DNA-Abgleichs – der Mann war wegen diverser Vorstrafen in der Datei erfasst – konnten ihm zumindest neun der Taten nachgewiesen werden, weil in eben so vielen Fällen das Blut an Reifen und Felgen gefunden wurde. Der Täter wurde im Februar 2014 zu einer zehnmonatigen Haftstrafe ohne Bewährung verurteilt.

Polizeipräsidentin lobt: „Ihr habt viele glücklich gemacht!“ 
Die Polizeipräsidentin empfängt die ehrlichen kleinen Finder.
Die Polizeipräsidentin empfängt die ehrlichen kleinen Finder. © Lars Heidrich

Es war im Jahr 1954, als ein vierjähriger Junge mit 4,80 Mark in der Hand auf einer Polizeiwache erschien. Er übergab das Geld, das er zuvor auf der Straße entdeckt hatte, dem staunenden Beamten. Und dieser war von der Ehrlichkeit des Kindes so angetan, dass er dem damaligen Polizeipräsidenten Jürgens sofort vorschlug, solche ehrlichen Finder mit einer besonderen Veranstaltung zu ehren. Längst ist diese Auszeichnung zu einer Traditionsveranstaltung geworden, die Donnerstagnachmittag bereits zum 60. Mal stattfand.

„Ihr habt euch toll und vorbildlich verhalten“, lobte Polizeipräsidentin Dr. Elke Bartels ihre jungen Gäste gestern im festlich dekorierten Saal 101 des Präsidiums an der Düsseldorfer Straße. „Ihr ward alle ganz ehrlich. Und ihr habt so viele Besitzer, die etwas verloren hatten und dank euch zurückbekamen, glücklich gemacht.“

Opa ist stolz auf den Enkel

Zu den rund 60 eingeladenen jungen Findern gehörte auch Jay-Lee Schlauß. Der Neunjährige war vor einigen Monaten mit einem Freund draußen zum Spielen in ihrem Heimatstadtteil Neumühl unterwegs, als die beiden auf einem Parkplatz ein Handy fanden. „Wir wollten es erst mit nach Hause nehmen, haben dann aber mit dem Handy die Polizei angerufen“, erzählt Jay-Lee. Ein Streifenwagen kam zu den Jungen herausgefahren, die Beamten nahmen das Gerät in Empfang und dankten dem Duo für dessen Ehrlichkeit. „Wir sind stolz, dass er sich so verhalten hat“, lobte auch Opa Manfred Schlauß seinen Enkel, den er zur gestrigen Feier begleitet hatte.

Ein Smartphone hatten auch Orkun Fidan und ein Freund gefunden. Der 13-Jährige aus Hamborn brachte den wertvollen Fund sofort zur Polizeiwache an der August-Thyssen-Straße. Zum Dank wurde auch er gestern eingeladen. Seine Mutter Solmaz Fidan sagte: „Ich finde es schön, dass die Kinder eingeladen werden. Sie haben etwas Gutes getan, jetzt bekommen sie dafür etwas Gutes zurück.“

Schmuck, Bargeld und Fahrräder wurden abgegeben

Polizeihauptkommissarin Susanne Herrmann, die dieses Finder-Treffen regelmäßig organisiert, zählte auch andere wertvolle Fundsachen auf, die in diesem Jahr abgegeben wurden: Schmuck, Bargeld und Fahrräder. Zur anderthalbstündigen Feier gehörte nicht nur eine Stärkung mit Kakao und Kuchen und ein Stück der Verkehrspuppenbühne des Polizeipräsidiums Duisburg, sondern auch noch ein Auftritt des Polizeikinderchores.

Etwa 20 junge Sänger gehören diesem an, der gestrige Auftritt war der zweite in der Öffentlichkeit. Und nachher wurden noch Tüten mit Naschereien und Obst an die ehrlichen Finder verteilt.