Duisburg. . Die Ausstellungsreihe „Skulpture 21st“ im Lehmbruck-Museum endet mit der Skulptur „Loss“ des britischen Künstlers. Damit waren im Jubiläumsjahr insgesamt fünf Positionen zeitgenössischer Skulptur zu sehen.

Die Einsamkeit ist geradezu überwältigend. Ganz allein steht diese zerbrechlich wirkende, 1,73 Meter kleine menschliche Skulptur in der Glashalle des Lehmbruck-Museums, wo sie sich zum Kant-Park öffnet. Der Kopf ist gesenkt, die Schultern sind gebeugt, die Knie leicht eingeknickt: ein Bild von Trauer und Verlorenheit.

Mit Antony Gormleys Skulptur „Loss“ aus dem Jahr 2006 endet die fünfteilige Ausstellungsreihe „Sculpture 21st“, mit der das Lehmbruck-Museum im 50. Jahr seines Bestehens Blicke auf die Skulptur des 21. Jahrhunderts geöffnet hat. Der 1950 in London geborene Antony Gormley ist einer der bedeutendsten britischen Bildhauer, wurde 1994 mit dem Turner-Preis ausgezeichnet und inzwischen zum „Sir“ ernannt. Sein Thema ist der Mensch, der menschliche Körper im Raum, aber auch die Rolle des Menschen im Kollektiv, wie Museumschefin Dr. Söke Dinkla sagt. Zunächst habe er sich in den 60er Jahren mit dem eigenen Körper beschäftigt, von dem er beispielsweise Gipsabdrücke genommen hat.

Das menschliche Maß

Dieses menschliche Maß hat auch „Loss“, der auf dem Boden steht und dem Besucher sozusagen auf Augenhöhe begegnet. Die Einzelskulptur, die Gormley für diese Situation ausgewählt hat, besteht aus kleinen Edelstahlblöcken, die zu schweben scheinen; sie sind nahezu unsichtbar miteinander verschweißt. Gormley nennt diese Arbeiten „Blockworks“. Man kann dabei an Zellen denken oder auch an Pixel, jedenfalls wirkt die Figur fragil, wie in Auflösung befunden, und ganz leicht, sogar durch sie hindurch schauen kann man. Auch die Silhouette ist gebrochen. Dabei wiegt die Arbeit 417 Kilogramm.

Tagsüber wirkt „Loss“ in diesem Raum, der durch die großen Glasfronten wie eine Vitrine wirkt, nahezu ungeschützt und mitten im Park platziert. Abends wird sie durch Spots angestrahlt und so auch von Außen zu sehen sein. In den Edelstahlblöcken spiegelt sich das Licht. Die Ausstrahlung, die diese Figur in ihrer Vereinzelung entwickelt, ist immens. Weil sie kein Porträt ist, sondern den Menschen an sich verkörpert, steht sie sozusagen für einen Seelenzustand der ausgelieferten Spezies: Verlorenheit, Verlust, Trauer.

Ruhe, Vereinzelung, in sich gekehrt sein – in diesen Merkmalen ähnele Gormley Wilhelm Lehmbruck, den er sehr verehre, so Dinkla. Auch Lehmbruck habe den Körper als „den Sitz des Lebens“ gesehen und nicht heroisch oder idealisiert.

Man darf gespannt sein auf die Eröffnung der Ausstellung heute, Samstag, um 16 Uhr, denn Antony Gormley hält eine seiner seltenen Reden über die Skulptur im 21. Jahrhundert unter dem Titel „What can Sculpture do?“ („Was kann Skulptur bewirken“), der simultan ins Deutsche übersetzt wird. Die Ausstellung bleibt bis zum 18 Januar.

Finanziert wurde die Ausstellungsreihe „Sculpture 21st“ von der Sparkasse Duisburg mit 85 000 Euro sowie der Sparkassen-Kulturstiftung.