Duisburg. Laut Zustandsbericht macht den Wäldern im Land der Klimawandel mittlerweile stark zu schaffen. Das ist in Duisburg nicht anders, berichtet Stadtförster Axel Freude. Doch hier prägt auch und vor allem die Industriegeschichte den Zustand des Waldes und den Bestand an Arten.
Seit drei Jahrzehnten blickt die Landesregierung einmal im Jahr in den Wald und schaut, wie es den Bäumen geht. Trotz Filteranlagen und Umweltschutz – so das Ergebnis 2014 – in diesem Jahr wieder ein wenig schlechter. Der Klimawandel ist schuld. Auch in Duisburg leidet die Baumgesellschaft. Teils Spätfolgen der Industriegeschichte, teils durch die Wetterkapriolen der letzten Jahre, teils durch Krankheiten und Pilze, erläutert Stadtförster Axel Freude. „Die Bäume haben schon zu kämpfen. Aber es ist kein Bild des Schreckens“, sagt er. „Waldsysteme sind sehr flexibel und haben schließlich schon Eiszeiten überstanden.“
Statistisch belastbare, kleinräumige Daten über den Zustand des Duisburger Waldes gibt es nicht. Dem NRW-Bericht liegt ein Raster von vier mal vier Kilometern zugrunde, bewertet werden dort in Stichproben Blattmerkmale und Kronenzustände. Aber eigene Beobachtungen machen die Stadtförster durchaus.
Nadelbäume haben die Köpfe einzogen
Was den Duisburger Wald noch immer und vor allem prägt, ist die Industriegeschichte der Stadt – sowohl was den Zustand als auch den Bestand an Baumarten betrifft.
Beispiel Roteichen: Sie gibt es in Duisburg so häufig, weil sie als „rauchhart“ galten, die hohe Säurebelastung in Boden und Regen durch Industrieabgase wegstecken konnten. Von den 1920ern bis in die ‘70er wurden sie gezielt angebaut.
Beispiel Nadelbäume: Sie sind in Duisburg von Natur aus wenig verbreitet, wurden aber als Gruben- und Industrieholz angebaut. Alten Kiefern – gepflanzt vor 90 bis 140 Jahren – sieht man allerdings noch an, wie sie vor einem Jahrhundert mit saurem Schwefeldioxid aus Industrieschloten und Hausbrand zu kämpfen hatten: Ihr Höhenwachstum stoppte bei acht bis zwölf Metern. „Die haben quasi die Köpfe eingezogen“, so Freude. Erst als die Schlote höher wurden und die Luftbelastung wenigstens etwas sank, strebten die Kiefern ab den 1950ern wieder höher.
"Bäume sind anpassungsfähige Wesen"
Die Industriebelastung für die grünen Riesen indes sinkt spürbar, Studien zeigen, dass auch die Böden langsam regenerieren können. „Insofern können wir von einer gelungenen Umweltpolitik in den letzten Jahren sprechen“, urteilt der Förster.
Allerdings gibt es neben der Industriegeschichte alte und neue, ebenfalls belastende Einflüsse. So gebe es noch immer zu hohe Stickstoffeinträge. Der Dünger ist zwar erstmal gut, zu viel aber sorgt für Ungleichgewichte. Und mit dem Klima verändern sich auch die Vegetationsperioden. Die Buchen etwa produzieren heute in immer kürzeren Abständen (früher alle acht bis zwölf Jahre) extrem viele Früchte. „Das geht zu Lasten des Wuchses und der Reservenbildung“, erklärt Freude.
Prinzipiell ist dem Förster auch angesichts der alarmierenden Zustandsberichte nicht Bange um die Bäume. „Das sind anpassungsfähige Wesen. Und wer von uns Menschen ist vollkommen gesund . . .?“