Napoleon Bonaparte, Charles de Gaulle: Kaiser und Staatspräsidenten der „Grande Nation“ haben Duisburg einen Besuch abgestattet. Und es gibt mehr Spuren, die Frankreich in Duisburg hinterlassen hat. Die WAZ begleitete Stadthistoriker Kurt Walter bei einem anekdotenreichen Rundgang durch Duisburg.
Der erste Franzose, der in der Duisburger Historie urkundlich auf sich aufmerksam machte, trug einen äußerst berühmten Namen: Er hieß d´Artagnan und wachte vom Schäferturm an der Obermauerstraße aus über sein Regiment der Musketiere. „Die Truppen waren 1672 dabei, nach Holland zu ziehen und machten in Duisburg Halt“, berichtet Walter. Wäre er nur geblieben: Der „Soldat des Königs“ starb später in Maastricht.
„In Duisburg gehört es zum guten Ton, ein Freund der Franzosen zu sein“, schrieb ein hoher preußischer Beamter 1799. Der Grund dafür waren die Auswirkungen der Revolution im fernen Paris. „Der Kampf für bürgerliche Freiheiten fand im Rheinland viel Rückhalt“, erklärt Walter. Trotzdem flohen viele französische Adelige nach der Revolution nach Duisburg und nisteten sich im bekannten Gasthof „Zur Krone“ ein.
Dort ließen sie sich es bei gutem Wein aus Süddeutschland gut gehen. Beliebt waren sie allerdings beim Wirt nicht unbedingt. Nur einer von ihnen stand in der Gunst des Gastgebers. Der Grund dafür war ein simpler: „Er war der einzige, der das deutsche Schwarzbrot zu schätzen wusste. Der Rest war hochnäsig“, zitierte Goethe den Gastwirt in einem Reisebericht.
Der Rundgang des Stadthistorikers führt eine zehnköpfige Gruppe entlang der Stadtmauer, vorbei an Salvatorkirche und dem Rathaus. Für Walter ist das Thema Frankreich auch persönlich ein besonderes. „Mein Interesse an Frankreich ist sehr hoch. Mein Urgroßvater, mein Großvater und mein Vater waren in Kriege mit den Franzosen involviert. Mein Sohn studierte Französisch. Das Land gehört zu unserer Familiengeschichte“, sagt Walter.
Das „Tor der Franzosen“
Zwei Stunden lang spaziert die Gruppe durch die Altstadt und durch Jahrhunderte deutsch-französischer Geschichte. Und bringt. neue Erkenntnisse zur Namensgebung des Schwanentors. Mit Schwänen hat der Name nämlich gar nichts zu tun. „Es hieß ursprünglich S´walentor. Das Tor der Wallonen, also der Franzosen. Über die Jahre änderte sich der Name dann durch Fehler in der Übermittlung“, erklärt der Stadthistoriker. Passend dazu wurde der anliegende Platz nach Duisburgs Partnerstadt Calais benannt. Harald Küst ist nach der Führung begeistert: „Selbst für mich als Duisburger war viel Neues dabei“, lobt er den Rundgang.