Duisburg. Das Kunstwerk von Heide Weidele strahlt wieder. Es war nach seiner Eröffnung vor 20 Jahren zu einem Wahrzeichen von Ruhrort geworden, aber der Zahn der Zeit hatte an ihm genagt. Bürgerverein sorgte für die Sanierung.

In der „Blauen Grotte“ in Ruhrort versinkt die Sonne nicht im Meer. Ruhrort ist nicht Capri, und romantisch ist es hier im denkmalgeschützte Werfthafen an der Hafenstraße auf ganz eigene Weise. Die „Blaue Grotte“ hatte Heide Weidele vor 20 Jahren auf dem Gelände der ehemaligen Schiffswerft Lünnemann im Treppenabgang zu den Frachtschiffen geschaffen.

Die 1944 geborene Künstlerin, die in Frankfurt lebt, hatte die Wände des Treppenabsatzes mit einem intensiven Blau gestrichen, das nachts durch blaues Licht verstärkt wird. Das spiegelt sich wiederum im dunklen Wasser und erinnert an eine Grotte. Der Zahn der Zeit hatte an Farbe, Putz und Elektrik genagt, jetzt strahlt die „Blaue Grotte“ wieder. Der Ruhrorter Bürgerverein war zugunsten dieses beliebten Kunstobjekts aktiv geworden.

Auch als Filmkulisse gefragt

„Wir bringen gemeinsam Ruhrort nach vorn“, sagt Mario Adams, Hafenkapitän und Vorsitzender des Bürgervereins. Mit ihm hat sich Oscar-Kapitän Rolf Köppen um die Restaurierung der „Blauen Grotte“ gekümmert, die nur von der gegenüber liegenden Straße und dem Leinpfad oder vom Wasser einzusehen ist. Die zunächst veranschlagten Kosten von 12.000 Euro konnten deutlich unterschritten werden, weil Adams und Köppen bekannte und hilfsbereite Firmen für ihr Anliegen gewonnen haben. Handwerker machten Sonderpreise oder verzichteten ganz aufs Geld, die Grundarbeiten liefen über Jobcenter, schließlich übernahm der Bürgerverein die Materialkosten und die Einladung der Künstlerin, die zur Wiedereröffnung gerne Ruhrort wieder besucht hat.

Der Werfthafen, der von 1820 bis 1825 angelegt wurde, war früher oval mit einer Insel in der Mitte. Auf der siedelten sich Werften an. „Weil die Schiffe früher nicht rückwärts um die Kurve fahren konnten“, sagt Adams. Das änderte sich bald, und das Becken wurde zugeschüttet; seit 1923 steht hier das „Tausendfensterhaus“. Der lange Treppenabgang wiederum hat mit den starken Wasserstandsschwankungen zu tun. Anders als bei Seehäfen, die mit dem geringeren Tidenhub zu tun haben, schwankt der Rheinpegel stark – „zwischen 1,50 und 12,66 Meter, das habe ich 1995 noch erlebt“, so Adams. Welche große Rolle auch der Schiffsbau in Ruhrort mal gespielt hat, weiß Rolf Köppen: Hier lief der erste in Preußen gebaute Rheindampfer „Stadt Mainz“ 1830 vom Stapel.

Denkmalschutz

Heute steht dieser Teil des Hafens unter Denkmalschutz, diente als Filmkulisse unter anderem in den „Schimanski“-Tatorten. „Wenn einer ins Wasser fiel, dann hier“, scherzt Köppen. Und auch im Film „Das Wunder von Bern“ spielt der Hafen ein Rolle. Vor 20 Jahren hielt hier im Rahmen des Projekts „Binnen-Hafen-Zeit“ die Kunst Einzug.

Der Blick in die Gegenwart fällt über das Packhaus von 1862 – hinter einem Freigelände stapeln sich die Container der Terminals.