Duisburg.. Die Preisträger der 38. Duisburger Filmwoche finden Geschichten in der eigenen Herkunft, bei jungen Häftlingen in Mexiko, im Baumarkt und bei Roma in Rumänien. Und Werner Ruzicka wurde mit einem besonderen Filmzusammenschnitt für 30-jährige Festivalleitung gefeiert.
Werner Ruzicka hatte sein Jubiläum nicht verraten, aber nachdem bei der Eröffnung der 38. Duisburger Filmwoche NRW-Staatssekretär Bernd Neuendorf ihm zu seiner 30. Festivalleitung gratuliert hatte, gab es am Samstag vor der Preisverleihung im Filmforum ein besonderes Geschenk: Einen Film, zusammen geschnitten aus 30 Jahren Ruzicka, der zwar älter geworden ist, aber unverändert auch mit 67 Jahren wieder ein frisches, intensives Festival präsentiert hat. Es gab Blumen und großen Beifall für den Mann, der sich mit Leidenschaft, Professionalität und Charme für das Genre einsetzt.
Dokumentarfilmpreis für "wunderbar offenen" Film „Portrait of a lone farmer“
Bei der Preisverleihung machte 3sat den Aufakt. Die Jury verlieh den mit 6000 Euro dotierten Dokumentarfilmpreis an „Portrait of a lone farmer“ von Jide Tom Akinleminu. Sein Vater stammt aus Nigeria, seine Mutter aus Dänemark, in Berlin wurde er Filmemacher. In seinem Film macht er sich auf eine Spurensuche, er besucht seinen Vater, den „einsamen Bauern“ in Nigeria.
Die Jury überschrieb ihre Begründung mit einem Zitat des Großvaters des Filmemachers: „Kinder aus Mischehen sind wie Vögel mit zwei Paar Flügeln. Wird das eine Paar schwächer, werden sie mit dem stärkeren fliegen.“ Und begründete ihre Wahl unter anderem damit, dass es Akinleminu gelungen sei, „in seinem wunderbar offenen Film ,Ich’ zu sagen, ohne eitel oder prätentiös zu wirken. Er scheint sich dabei bewusst zu sein, dass die Konzepte von Identität in der Welt von heute überdacht werden müssen, weil längst ein großer Teil der Menschheit mit zwei Paar Flügeln unterwegs ist.“
Der Arte-Dokumentarfilmpreis (6000 Euro) wurde verliehen an den deutschen Filmemacher Tom Heise für „Städtebewohner“. Die Jury nennt seinen Film „ein poetisches Bild eines Jugendgefängnisses in Mexiko City“. Der Film mache „stumm, aber nicht fühllos. Das ist seine Qualität, das macht ihn aus“. Er nehme mit in einen geschlossene Welt, um zu sehen ohne zu richten. „Fragen nach der Vergangenheit, nach Gewalt und Verbrechen werden gestellt, sie bleiben Fragmente von märchenhaft-traurigen Geschichten.“
Sabrina Jäger dokumentierte den Ausverkauf bei Praktiker
Der NRW-Nachwuchspreis „Carte Blanche“, der mit 5000 Euro und einem Mentorat für den jungen Filmemacher verbunden ist, ging an Sabrina Jäger für „Hier sprach der Preis“. Ein Nachruf: Nach der Insolvenz von Praktiker hat Sabrina Jäger den Ausverkauf in einem der Märkte verfolgt. Bis zum Ende, „ein Kaufhaus ohne Waren; ein Lager, in dessen Regalen die Leere gähnt.“
Für ihren Film „Pădurea e ca Muntele, vezi?“ (Der Wald ist wie die Berge) erhielten Didier Guillain und Christiane Schmid den Preis der Stadt Duisburg (5000 Euro). Der Film porträtiert Roma, die im ländlichen Rumänien leben, zwar arm, aber nicht im Elend. „Mit ihrer Kamera tauchen Christiane Schmidt und Didier Guillain in ein trotz aller inneren und äußeren Probleme funktionierendes Gemeinwesen ein“, so die Jury.