Was wird denn nun aus dem Stadtwerke-Turm? Seit fast 50 Jahren ragt die Nadel in den Himmel und hat sich zumindest, seitdem sie seit 15 Jahren nachts angestrahlt wird, zum lieb gewonnenen Wahrzeichen Duisburgs gemausert; gar mal weiß-blau zum Zebra-Aufstieg leuchtete der Lulatsch, und es gab Zeiten, da funkelten Weihnachtsbäume auf seinem Betonsockel oder ließen sich Karnevalsprinzen hoch über Duisburg ablichten.

Doch seien wir ehrlich: tagsüber ist das graue Stahlgerüst nicht unbedingt eine Augenweide, und das Rotlichtviertel zu seinen Füßen zählt auch nicht gerade zu Duisburgs Edeladressen. Mittlerweile wird der Schlot auch schlicht nicht mehr benötigt, kein Rauch steigt mehr aus ihm auf.

Und doch: Als die Stadtwerke seinen Abriss ins Auge fassten, war die Empörung bei vielen Turm-Freunden groß. Und seitdem die Denkmalschützer ein wachsames Auge auf den 200-Meter Riesen geworfen haben, hat der Turm an Standfestigkeit gewonnen und die Zukunftsfrage eine neue, komplizierte Dimension bekommen.

Die Stadtwerke wissen um die Emotionalität der schlanken Landmarke. Und sie wissen, dass sie „unser“ Energieversorger sind – das ist ihr Pfund im harten Wettbewerb. Aber sie müssen auch rechnen. Gerade jetzt. Wer Mitarbeiter frühzeitig nach Hause schickt, Kraftwerksprojekte stoppt und mitten in der Energiepreiskrise steckt, kann nicht einfach mit Millionen Euro die Duisburger Seele streicheln. Zumal der Turm mit nachgebauten Abgasröhren ein Pseudo-Denkmal und teurer Irrsinn wäre – der Kaufhof durfte deshalb auch seine Horten-Kacheln abtragen, die ebenfalls nicht zu sanieren waren. Und vielleicht nur das Stahlgerüst ohne Röhren stehen lassen, was ist das dann: kastriertes Denkmal, Etiketten-Schwindel, Ausweg – also der Spatz in der Hand statt der Taube auf der Turmspitze?