Düsseldorf. Düsseldorferin Mina Habsaoui ist Muslima und trägt Kopftuch. Bei der Jobsuche hatte sie oft Probleme. Heute ist sie IT-Fachfrau – und klärt auf.

Geboren und aufgewachsen ist Mina Habsaoui in Düsseldorf. Doch mit Vorurteilen kennt sich die 33-Jährige gut aus: Sie trägt ein Kopftuch, ihre Eltern stammen aus Marokko. Die berufliche Karriere der Düsseldorferin war oftmals steinig und von Widerständen geprägt. Heute ist die junge Frau Führungskraft im IT-Bereich.

Als Vorgesetzte bei Vodafone wird sie heute nicht nur von ihren sechs männlichen Mitarbeitern in der NRW-Landeshauptstadt und 74 weiteren Kräften in Indien geschätzt, sondern man bringe ihr neben Respekt auch die Hochachtung vor einer Person entgegen, die vertrauensvoll und ehrlich mit ihrem Team umgeht.

„Der Schlüssel war, dass ich stets offen auf meine Mitarbeitenden zugegangen bin und ich gestehe mir auch ein, Fehler zu machen und diese zuzugeben“, erklärt die Fachfrau für IT. „In meinem Team hier bei Vodafone herrscht eine sehr angenehme und vertrauensvolle Zusammenarbeit, die nicht klischeebehaftet ist, und bei der wir uns stets auf Augenhöhe begegnen“, so Habsaoui weiter.

Studium an Düsseldorfer Uni: „Finanzielles Risiko“

Obwohl sie von ihren Eltern und Geschwistern stets unterstützt wurde, bezeichnet sie ihr Studium an der Heinrich Heine Uni als finanzielles Risiko. „Als die Studiengebühren wegfielen, habe ich mich gesegnet gefühlt“, sagt sie, die sich immer wieder auf ihrem Weg Mikroaggressionen und Alltagsrassismus ausgesetzt fühlte.

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Vielen der Menschen, die ihr auf dem Weg ins Berufsleben und im Privaten begegnet sind, waren die Vorurteile überhaupt nicht bewusst. Der Ort, an dem sich die meisten Menschen mit Migrationsgeschichte diskriminiert fühlen, ist jedoch der Arbeitsplatz – das haben Untersuchungen ergeben.

Mina Habsaoui aus Düsseldorf: früher Vorurteilen ausgesetzt, heute Führungskraft

Mina Habsaoui ist gläubige Muslima, trägt immer ein Kopftuch (Hijab), hat eine Migrationsgeschichte, ist ein Kind aus einer sozial schwächeren Familie und hatte es darüber hinaus im männerdominierten Arbeitsleben als Frau nicht immer leicht.

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„Mir wurde oft bei meiner Suche nach einem Arbeitsplatz mitgeteilt, dass ich den Job nicht bekomme, weil ich ein Kopftuch trage“, erklärt die 33-Jährige, die die Erste aus ihrer Familie ist, die studiert hat. Das bisweilen gemachte Angebot, den Job zu erhalten, wenn sie das Tuch ablegt, habe sie nicht akzeptieren können.

Kopftuch für den Job ablegen? „Die Vorstellung fand ich erschreckend“

Sie hätte dann ein Stück von ihrer Persönlichkeit aufgegeben. „Die Vorstellung fand ich erschreckend“, sagt sie. Ihr sei Nächstenliebe und respektvoller Umgang in allen Lebensbereichen nämlich am wichtigsten – und das nicht nur bei ihrer Arbeit. Sie möchte so wertschätzend mit Menschen umgehen, wie sie es wünscht, dass man ihr begegnet.

Als sie als 16-Jährige nach Nebenjobs in Boutiquen oder Restaurants gesucht hatte, bekam sie nur Absagen. Schließlich arbeitete sie als Reinigungskraft und in einem Callcenter. Selbst beim ersten Praktikum bei einer pädagogischen Einrichtung der evangelischen Kirche sei sie anders behandelt worden als Kolleginnen ohne Migrationsgeschichte. Ihr wurde sogar in der Pause das Gebet verwehrt. „Man hat mir immer das Gefühl vermittelt, dass ich froh sein sollte, dass ich überhaupt dort sein konnte“, sagt die heutige Vodafone-Mitarbeiterin.

Begegnungen mit Menschen vorurteilsfrei angehen

Auch heute passiere es manchmal noch, dass Mina Habsaoui in ihrer derzeitigen Stellung anders eingeschätzt werde. Deutsche Kollegen, die zum ersten Mal mit ihr zusammenarbeiten und sie nicht kennen, würden sie in Videokonferenzen oft auf Englisch ansprechen, weil sie glaubten, sie würde kein Deutsch sprechen, erzählt die 33-Jährige.

Wie sie damit umgeht? Mit Humor. Mina hält in solchen Situationen die gesamte Konferenz in Englisch ab und amüsiert sich über die Fragezeichen in den Gesichtern ihrer Gegenüber, wenn sie in bestem Hochdeutsch und mit einem Augenzwinkern die Besprechung beendet und hinzufügt, dass das zum Teil radebrechende Englisch gar nicht nötig gewesen wäre.

Damit hoffe sie darauf, dass sich diese Kolleginnen und Kollegen beim nächsten Mal genau überlegen, Menschen mit Migrationsgeschichte einfach zu fragen, welche Sprache sie sprechen, anstatt voreilige Schlüsse zu ziehen. Es sei ihre Art, allen Menschen möglichst vorurteilsfrei zu begegnen.

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Mina Habsaoui kümmert sich um den Abbau von Vorurteilen gegenüber Menschen mit Migrationsgeschichte – und das nicht nur in ihrem Job. Sie organisiert auch Workshops und Podiumsdiskussionen für das interkulturelle Netzwerk ihres Unternehmens.

Das schaffe Räume für offenen Austausch und fördere einen aufgeschlossenen, diskriminierungsfreien Arbeitsplatz. Die 33-Jährige setzt sich insbesondere dafür ein, dass Kolleginnen und Kollegen, die sich – wie sie selbst – deutsch fühlen, aber nicht so wahrgenommen werden, die Anerkennung und den Respekt erfahren, den sie verdienen.

Ihr sei es wichtig, ein Vorbild für jüngere muslimische Frauen zu sein. Warum? Sie selber hatte immer ihr „Zukunfts-Ich“ als eigenes Vorbild, was ihr geholfen hat. Gleichzeitig möchte sie andere Mädchen inspirieren, daran zu glauben, dass sie alles erreichen können.

Düsseldorferin Mina Habsaoui: Als eine von 17 kopftuchtragende Frauen von Swans Initiative porträtiert

Für ihre Arbeit zur Verständigung und in ihrer Vorbildfunktion wurde Mina Habsaoui im März 2023 von der Swans Initiative als eine von 17 kopftuchtragenden Frauen porträtiert, die einen wichtigen Beitrag zur Weiterentwicklung unserer Wirtschaft leisten. Die Swans Initiative ist eine als gemeinnützig anerkannte und ehrenamtliche Organisation, die Studentinnen und jungen Akademikerinnen mit Zuwanderungsgeschichte beim Berufseinstieg hilft.

„Ich begegne meinen Mitmenschen immer auf die gleiche wertschätzende Art“, sagt sie über sich selbst, die Vorkämpferin gegen Rassismus und Vorurteile. In ihrem Arbeitsalltag ist ihr Weg geprägt von Vielfalt, die sie auch in der Unternehmenskultur von Vodafone fest verankert sieht. Für sie sind alle gleich, denn sie mag keine Hierarchien. „Wir hören einander zu, gehen respektvoll miteinander um. Und das funktioniert.“